Waldsterbenskrank – Klöckners Panik-Orchester

Die einfachste Form der Lüge besteht darin, die Wahrheit zu sagen. Die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
Vorausgesetzt, es gelingt zugleich, DIE GANZE WAHRHEIT zu verbergen.

Die meisten Deutschen haben schon ein Problem damit, sich unter einem Hektar eine konkrete Fläche vorzustellen. Die Fähigkeit, eine Relation zwischen der Fläche der eigenen Kommune, des eigenen Bundeslandes oder der gesamten Republik und einem Hektar herzustellen, hat niemand mehr. Der Unterschied ist einfach zu groß – und deshalb wird bei allen alarmistischen Meldungen, sei es bei der Bodenversiegelung, sei es beim Ausweis von Gewerbegebieten oder eben beim Waldsterben, nicht mit den vergleichsweise winzigen Relationen, sondern mit den wahnsinnig großen absoluten Zahlen gesprochen, wobei die noch nicht einmal in der leichter vorstellbaren Maßeinheit Quadratkilometer, sondern eben in Hektar angegeben werden.

Die Bundesrepublik Deutschland erstreckt sich über eine Fläche von 357.386 Quadratkilometer.
32 Prozent davon sind von Wald bedeckt, also 114.363 Quadratkilometer.
Davon sind 110.000 Hekter durch Dürre, Windwurf und Borkenkäfer geschädigt und müssen aufgeforstet werden.

Wieviel ist das nun?

Hört man Julia Klöckner, kommt es einem vor, als sei schon mehr als jeder zweite Baum für immer verloren. Ohne den (deutschen) Wald hätten wir 14% mehr (deutsche) CO2-Emissionen zu verzeichnen, weshalb die Forstwirtschaft sofort 2,3 Milliarden Euro braucht, wovon das, was die Kirche und die anderen Großgrundbesitzer des alten und des neureichen Adels nicht aufbringen wollen, eben von der Allgemeinheit beigesteuert werden müsse, denn schließlich sei der Wald unser aller Wald.

Das stimmt nur zur Hälfte, denn nur etwa zur Hälfte (52%) ist der Wald im Besitz der Kommunen (19,4%), der Länder (29%) und des Bundes (3,5%). Die andere Hälfte (48%) ist in Privatbesitz, wozu auch die bewaldeten Ländereien der Kirchen zählen. Die Hälfte der Privatwaldfläche wird von etwa 0,04 Millionen Großgrundbesitzern bewirtschaftet, die andere Hälfte teilen sich 1,96 Millionen kleine Waldbauern. Detailliertere Zahlen zum Waldbestand finden sich hier bei Wikipedia.

Aber wieviel sind 110.000 Hektar wirklich?

km² %
Gesamtfläche Deutschland 357.386 100,00
Bewaldete Fläche Deutschlands 114.363 32,00
Öffentliche Wälder (Bund, Länder, Gemeinden) 59.469 16,60
Private Wälder 54.894 15,40
Waldschäden, aufzuforstende Fläche, 110.000 Hektar 1.100 0,30
Waldschäden, aufzuforstende Fläche, in Relation zur Waldfläche 0,96

Etwas weniger als ein Prozent, nicht ganz jeder hunderste Baum ist von Dürre, Windwurf und Borkenkäfer betroffen.

Wer diesen einen Baum nicht aus seinem Wald herausschaffen und an der gleichen Stelle mit einem Setzling wieder aufforsten kann, hat ein ganz anderes Problem als Dürre, Windwurf und Borkenkäfer!

Wer jahrzehntelang mit schnell wachsenden, pflegeleichten und schnell erntereifen Fichtenmonokulturen profitabel gewirtschaftet hat, und nun vom Risiko dieser  Bewirtschaftungsweise getroffen wird, ohne vorgesorgt zu haben, hat auch ein ganz anderes Problem als Dürre, Windwurf und Borkenkäfer.

Und was die 14% CO2 betrifft, die uns der deutsche Wald wegspeichert, so macht der katastrophale Waldschaden der nun zur Ausschüttung von Subventionen auch an Großgrundbesitzer führen soll, davon eben weniger als ein Prozent, nur 0,14% der deutschen CO2 Emissionen aus – und wenn man diese 0,14% auf die gesamten menschengemachten Emissionen bezieht und die wiederum auf die Gesamtemissionen, also einschließlich aller natürlichen, dann verliert sich die klimawirksame Spur des deutschen Waldschadens im absoluten Nichts.

110.000 Hektar!

0,96 Prozent.

Was auch noch interessant ist:

Der Holzvorrat der deutschen Wälder hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen und liegt mit 336 m³ pro Hektar  nach Österreich und der Schweiz in der europäischen Spitzengruppe. (Sagt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald)
2018 wurden davon 65 Millionen Kubikmeter geerntet, also in einem Jahr knapp 200.000 Hektar absichtlich abgeholzt. Da das Schadholz auf den bewussten 110.000 Hektar durchaus auch noch nutzbar ist,  wenn auch nicht in vollem  Umfang als  hochwertiges Holz, entsteht durch Fäll- und Wiederaufforstungsarbeiten auf den Schadflächen gar kein so großer zusätzlicher Aufwand, wie suggeriert wird.

Der Verdacht, es ginge vielleicht primär darum, zwei Millionen Waldbesitzer und 1,3 Millionen Beschäftigte der Forst- und Holzwirtschaft mit einem unverhofften Geldsegen bei der Parteistange zu halten und sich zugleich ein ökologisch-klimaschützerisches Mäntelchen umzuhängen, wird dadurch nur noch einmal verstärkt.

Und hier, bei Roger Letsch, sollten Sie, wenn Sie noch fünf Minuten Zeit haben, jetzt unbedingt weiterlesen.
Es lohnt sich.