US Postbomberei

Manchmal stelle ich sonderbare Überlegungen an.

Hängt damit zusammen, dass ich mal eine längliche Zeit damit zugebracht habe, ein umfassendes Sicherheitskonzept für ein größeres Unternehmen zu entwickeln.

Da fängt man bei der Sicherung der regulären Eingänge an und arbeitet sich bis zu den Notausgängen der Tiefgarage durch. Man versetzt sich in die Rolle eines Attentäters und betrachtet die Situation unter dem Aspekt: Wo und wie könnte der größtmögliche Schaden angerichtet werden – und am Ende sichert man den im parkähnlichen Gelände hinter  dem Verwaltungsgebäude im Buschwerk versteckten Hauptfrischluft-Einlass für die Klima-Anlagen so, dass das Einbringen von Giftstoffen nahezu unmöglich wird und setzt tief unten eine ganze Batterie von Sensoren ein, die auf die wichtigsten bekannten gasförmigen Gifte ansprechen und unverzüglich die Ventilatoren abschalten und wichtige Klappen schließen.

Danach kommen jene Zonen dran, in welchen sich üblicherweise Kunden, Gäste, Besucher aufhalten. Die werden so übersichtlich wie möglich gestaltet und baulich so gut es geht von allem abgeschottet, dessen Existenz und Funktion für das Unternehmen wichtig ist. Dezente, aber unübersehbare Video-Überwachung soll das Risiko eines Attentäters, frühezeitig entdeckt zu werden, besonders hoch erscheinen lassen.

Selbstverständlich sind auch die Mitarbeiter in geeigneter Weise zu überwachen. Das beginnt mit einem Sicherheitscheck bei der Einstellung und hört bei sporadischen Taschenkontrollen morgens und abends nicht auf.

Irgendwann ist die Poststelle Kern der Überlegung.

Grundsätzlich wird die Poststellt zu dem Ort gemacht, an dem alle Briefe, Päckchen und Pakete geöffnet werden. Die Mitarbeiter werden geschult, um aus der Masse des Posteingangs zunächst einmal alles herauszufiltern, was „ungewöhnlich“ wirkt. Das Ungewöhnliche wird näher geprüft und entpuppt sich dabei in aller Regel als unverdächtig. Bleibt eine verdächtige Sendung übrig, gibt es ein ausgeklügeltes Prozedere der Übergabe an Spezialisten, die sich mit verdächtigen Sendungen auskennen.

Die mit dem Trägersystem „Post“ in den USA in die Nähe der Ziele gebrachten großen, schweren, unförmigen Briefe werden von jeder einigermaßen gut funktionierenden Poststelle aussortiert, wozu selbstverständlich auch die in diesem Fall direkt ins Auge springende, unprofessionelle Beschriftung beiträgt.

Man kann daher mit absoluter Sicherheit sagen:

Es bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Zielpersonen. Eine absolute Luftnummer! Zu den Akten. Noch nicht einmal eine klitzekleine Pressemitteilung – wir wollen schließlich keine schlafenden Trittbrettfahrer aufwecken.

Hier stellt sich nun die Frage: War dies dem Täter bewusst, oder nicht?

Sollte der Täter davon überzeugt gewesen sein, mit seiner Briefsendung Leben oder Gesundheit der Zielpersonen ernstlich in Gefahr zu bringen, so handelt es sich um einen ahnungslosen, wenn auch nicht vollkommen harmlosen Amateur, der auch keinerlei Unterstützung von Hintermännern haben konnte, die am Gelingen der Anschläge ernsthaftes Interesse haben.

Weil die unprofessionelle Arbeit eines „Bombenbauers“ jedoch nicht sang- und klanglos ignoriert, sondern an die große Glocke gehängt wurde, erübrigt sich die Frage, ob der Täter wusste, dass die Zielpersonen niemals in Kontakt mit seinen Bomben gelangen werden, denn es muss davon ausgegangen werden, dass die Presse-Aufregung Teil des Planes, wenn nicht gar sein eigentlicher Zweck ist.

Sollten die Demokraten irgendwie damit in Verbindung zu bringen sein, dann hätten sie für die midterm elections die Botschaft in die Welt gesetzt: Seht her! Solche unzurechnungsfähigen und gemeingefährlichen Blödmänner wählen Trump.

Das könnte den einen oder anderen Wähler schon ins Grübeln bringen, ob er mit denen in einen Sack gesteckt werden möchte.

Sollte hingegen Trump irgendwie damit in Verbindung zu bringen sein, dann hätte er für die midterm elections die Botschaft in die Welt gesetzt: Seht her! Das Volk ist mit meinen Gegnern so unzufrieden, dass es sogar zu lebensgefährlichen Angriffen kommt, was ich natürlich absolut nicht will, aber eben leider auch nicht verhindern kann.

Das könnte den einen oder anderen Trump-Wähler auf die Idee bringen, selbst einmal etwas „Wirkungsvolles“ zu tun.

Das hohe Medieninteresse lässt, wie bereits angesprochen, den verrückten Einzelgänger als Täter ausgesprochen unwahrscheinlich erscheinen.

Es kommt  also nur noch darauf an, zu entscheiden, wessen Plan für den Urheber am ungefährlichsten ist  und dem jeweiligen politischen Gegner am meisten schadet.

Für mich eine sehr einfache Entscheidung.