Sternstunde im Bundestag

Sternstunde im Bundestag?

Der strahlende Stern wurde leider schon nach wenigen Minuten von einem großen, massereichen Schwarzen Loch verschluckt.

 

Üblicherweise versucht der Teufel, den frommen Christenmenschen zu einem Pakt zu überreden. Heute haben sich die Frommen aller Heilslehren gegen den Teufel verschworen.

Es war klar, dass die heutige Aussprache über den Antrag der AfD, die Bundesregierung aufzufordern, den „Pakt“ nicht zu unterschreiben, nicht zur vergnügungssteuerpflichtigen Veranstaltung geraten würde.

Es war klar, dass sich hinter den erklärten Zwanzig-Fünfzehnern (es handelt sich dabei um eine Unterart der Transatlantiker)  schnell der ganze Rest des Bundestages zusammenrotten würde, um gemeinsam auf die AfD einzuprügeln, weil man sich in der Masse halt so stark fühlt.

Es war nicht klar, dass der Kommentator bei Phönix auf eine derart schamlose Weise Partei ergreifen würde.

Es war nicht klar, mit welch‘ bodenloser Naivität die überwiegende Mehrzahl der gewählten Volksvertreter davon schwärmen würde, wie segensreich dieser wunderbare, unverbindliche Pakt gerade für Deutschland sei – und wie sie der AfD vorhielten, dem deutschen Volke mit der Ablehnung dieses Paktes Schaden zuzufügen.

Von daher war es ein Tortur, dieser Debatte zu folgen.

Weil 192 oder 190 oder 180 Staaten, ganz so sicher war man sich da nicht,
sich auf ein unverbindliches Papier geeinigt haben,
dessen sämtliche Forderungen Deutschland längst erfüllt,

(Da wird also gar nichts Neues mehr auf uns zukommen! Die AfD will doch nur aus schäbigen parteitaktischen Gründen Panik machen!)

werden nun alle Staaten dieser Welt,
alle Migranten unverbindlich so gut behandeln, wie Deutschland,
so dass die meisten Migranten gar keinen Anreiz mehr haben,
nach Deutschland zu kommen,
weil es ihnen ja schon in den bisherigen Transitländern so gut geht.

Wie abgestumpft muss man in diesem Hohen Hause sein, wenn man solche Traumtänzereien ertragen kann, ohne wie das HB-Männchen in die Luft zu gehen; wie ideologisch verbohrt, wenn man dieser Logik auch noch zu applaudieren vermag?

Der Afghane, der künftig beschließt, aus Afghanistan auszuwandern, weil er sich anderswo ein besseres Leben verspricht, der muss künftig nicht mehr den 5.000 Kilometer langen, beschwerlichen Weg nordwestwärts auf sich nehmen, um für sich und seine Angehörigen kostenlos Nahrung, Kleidung, Wohnung und medizinische Versorgung in Castrop-Rauxel zu finden. Es wird nach Inkraftsetzung des unverbindlichen Paktes völlig genügen, wenn er von Kabul aus 400 km in südöstlicher Richtung nach Islamabad zieht, weil Pakistan sich als Zielland ja verpflichtet hat, ihm die gleichen Leistungen zu bieten, wie Deutschland.

Überhaupt

(ich weiß, das klingt jetzt wirklich absolut irre, aber es ist der Kern der Argumentation von CDU und SPD, der auch von Grünen, FDP und LINKEn nicht angezweifelt wird)

überhaupt gäbe es dank dieses Paktes schon im nächsten Jahr nur noch ganz supertolle Zielländer in denen sich alle Migranten dieser Erde auf Kosten derer, die schon länger  dort leben, einen schlauen Lenz machen.

Das gilt übrigens nicht nur für Flüchtlinge. In Bezug auf die Flüchtlinge werden natürlich die Fluchtursachen bekämpft, und auch das kann nur eine Sache internationaler, unverbindlicher Absichtserklärungen sein, doch ansonsten ist Migrant jeder, der die Grenzen seines Heimatlandes in Richtung Ausland überschritten hat.

Einer der Redner hat ernsthaft erklärt, man müsse sich für die Angleichung der Standards einsetzen, wenn man die Migrationsanreize mindern will. Und er ist offenbar reinen Herzens davon ausgegangen, dass die Angleichung fraglos hinauf, aufs deutsche Niveau führen werde.

 

Neulich habe ich irgendwo die folgenden Sätze gelesen:

… kein Wunder, ist es doch so, dass sich die fachlichen und persönlichen Anforderungen, die an den Kandidaten für das Amt des Dorfbürgermeisters gestellt werden, in nichts von den Anforderungen unterscheiden, denen zu genügen hat, wer Bundeskanzler werden will.

Beide müssen ein gewisses Alter erreicht haben.

Niemand muss einen Schulabschluss vorweisen, um zum Bundeskanzler gewählt werden zu können, niemand braucht irgendwelche beruflichen Erfahrungen – wer gewählt wird, darf in Berlin kanzlern und im Dorf bürgermeistern.

Man kann den Gewählten also nicht den geringsten Vorwurf machen, wenn sie – vermeintlich Kraft ihres Amtes – Dinge tun oder veranlassen, deren Folgen sie mangels notwendiger Kenntnisse nicht überblicken können, oder gar solche, zu denen sie weder befugt noch berechtigt sind. 

Niemand kann sie zwingen, wissen zu müssen, was sie tun.

Erschwerend kommt hinzu, auch wenn dies nur selten bedacht wird, dass es der Vorteil des Klugen und Gerissenen ist, sich dumm stellen zu können, was umgekehrt nur selten gelingt.

Dem habe ich nur hinzuzufügen, dass auch die Abgeordnete des Deutschen Bundestages keinerlei Befähigungsnachweis vorzuweisen brauchen, es sei denn, man hält schon das Parteibuch für ausreichend.

Nachdem mich, als einem Kritiker dieses Paktes, der die Haltung der USA, Israels, Ungarns, Polens und Österreichs absolut nachvollziehen kann, aus dem Hohen Hause heute via Phönix der Pauschalvorwurf des Verschwörungstheoretikers getroffen hat, möchte ich den Damen und Herren im Hohen Hause in Dankbarkeit und Anerkennung attestieren, dass sie selbst als bloße (arglose) Theoretiker, denen jeder Gedanke an eine Verschwörung völlig fremd ist, nur mit Hilfe des Fraktionszwanges allein, in der Lage sind, durchaus erstaunliche Vorstellungen von der Realität zu entwickeln.

 

Leider wird sich an den Machtverhältnissen in Berlin bis zum Compact-Day in Marrakesch nichts mehr ändern.

Vermutlich ist der Pakt auch deshalb unverbindlich, weil man daraus nicht einmal verbindlich wieder aussteigen kann.