Nichts gegen das Streikrecht, aber

Nichts gegen das Streikrecht. Das ist ganz wichtig, dass die Beschäftigten gegenüber Ihren Arbeitgebern ein Druckmittel in der Hand haben. Nicht umsonst singen wir immer wieder das hohe Lied der Tarifpartnerschaften. Auch wenn A. Nahles, in ihrer Eigenschaft als Stimme der Vernunft sinnvollerweise dafür gesorgt hat, dass kleine Gewerkschaften die Trillerpfeife nicht mehr hochkriegen. Wenn schon Arbeitskampf, dann mit der Macht der großen Einheitsgewerkschaften. Und dann darf man es ruhig krachen lassen.

Aber: Nicht ohne das gesamtgesellschaftliche Augenmaß!

Eisenbahner dürfen, sollen,  ja müssen streiken, wenn der Vorstand der Bahn anders nicht zu Zugeständnissen zu bewegen ist.

Aber doch nicht, wenn Leute Bahnfahren wollen,
nicht wenn Güter transportiert werden müssen.

Da wird ja alles lahmgelegt und ein Schaden auf den anderen getürmt! Wer den Personenverkehr stört, legt die Wirtschaft lahm, weil die Leute nicht in die Betriebe kommen. Wer den Güterverkehr bestreikt, legt die Wirtschaft lahm, weil die Güter nicht in die Wirtschaft gelangen. Bei Licht betrachtet ist der Sparkurs der Bahn doch nur die Folge solcher wilden Streiks, wie sie heute Morgen wieder einmal ausgebrochen sind! Je weniger Menschen Bahn fahren, je weniger Güter mit der Bahn transportiert werden, desto geringer der potentielle Schaden, der durch einen Streik ausgelöst werden kann.

Zudem sind die Lastkraftwagenfahrer die mit polnischen Kennzeichen kreuz und quer durch Europa donnern doch auch mit Löhnen zufrieden, für die so ein Bahnmitarbeiter noch nicht einmal die Sicherheitsschuhe anziehen würde. Und, von wegen 40 Stunden Woche und am Wochenende bei der Familie! Die Eisenbahner sollten ihrem Herrgott danken, so einen tollen Job mit so guten Konditionen ergattert zu haben. Vergleichsweise stehen sie gegenüber den Fernfahrern doch da wie die griechischen Halbgötter! Und dann, aus dieser Wohlfühlzone heraus am Montagmorgen einfach alles kaputtmachen, was Generationen von Trümmerfrauen mit bloßen Händen aufgebaut haben? Ist das noch deutsche Zuverlässigkeit und Disziplin, ist das noch Eifer und Einsatz für die übernommene Aufgabe in einer arbeitsteiligen Wirtschaft, wo einer auf den anderen angewiesen ist?

Nein. Das ist purer Egoismus. Da darf sich niemand wundern, wenn die Investoren zurückscheuen. Da darf sich niemand wundern, wenn die Renten sinken, weil Streiktage einfach keine Beitragstage sind!
Aber immer alles der Regierung in die Schuhe schieben. Hat uns diese GroKo nicht schon wieder eine Anhebung des Mindestlohnes zugesagt? Ist das nicht schon Belastung für die Wirtschaft genug?

Ach so. Die Franzosen. Die setzen ein Beispiel. Die fegen gleich alles weg und zerdeppern sogar die Jeanne d’Arc Büste?

Aber was haben sie damit denn geschafft, all die streiklüsternen Jahre?  Die Wirtschaft liegt am Boden, die Arbeitslosigkeit ist groß, die Löhne trotz aller Streiks zu niedrig, um das Auto noch volltanken zu können – und nachdem sie ihr Land so in den Graben gefahren haben, glauben sie immer noch, mit Streiks sei Wohlstand zu schaffen?

Nein, nein. Bei uns heißt es, in die Hände spucken und etwas schaffen.

Und überhaupt, ich hätte nie gedacht, dass Gilette in Frankreich für die paar Rasierklingen hunderttausende von Beschäftigten braucht. Das klingt doch stark nach sozialistischer Misswirtschaft, bloß trotzdem noch ohne Vollbeschäftigung. Die Gilettes sollten sich ein Beispiel an den gelben Wilkinsons in Schweden nehmen. Dort droben im hohen Norden, wo der Schnaps so teuer ist, dass „der Oma ihr klein Häuschen“ nullkommanix versoffen ist, da bleiben die Warnwesten trotzdem wo sie hingehören, nämlich neben dem Warndreieck im Kofferraum des Volvos! Und da gibt es auch nicht hunderttausende von Rasierklingenschmieden, also können auch gar nicht so viele auf die Straßen gehen!

Das ist es überhaupt! Wenn jetzt die Digitalisierung mutig vorangetrieben wird, wenn daduch Millionen von Streikberechtigten gar nicht mehr gebraucht werden, also auch gegen niemanden und nichts mehr in den Streik ziehen können, dann ist die Menschheit wieder einen großen Schritt weiter.

Wie natürlich die Menschheit nach diesem großen Schritt aussehen wird, ob es global um die 7 Milliarden Grundeinkommensbezieher geben wird, oder doch eher 7 Milliarden in Slums, ohne Wasser, ohne Müllabfuhr, ohne medizinische Versorgung, ohne Rentenanspruch, und ob die  ruhig bleiben und allmählich vor sich hin aussterben, oder ob sie, genauso wie jetzt die in ihren Ländern schon überflüssigen Migranten, einfach losziehen und sich die Welt zurückerobern, wer weiß das schon, und wer will das schon wissen, solange der Kühlschrank noch voll ist und das Smartphone funktioniert.

Natürlich lässt sich diese düstere Zukunft ebenso vermeiden wie der Anstieg des Meeresspiegels und der Weltdurchschnittstemperatur.

Aber nur, wenn Streiks in Zukunft nicht mehr um Kohle geführt werden, wenn das Streikrecht also decarbonisiert wird, und Streiks so lange unterbleiben, wie sich die Gewerkschaftsbosse nicht absolut sicher sind, dass der Streik das BIP steigen lassen wird, statt ihm Schaden zuzufügen.

Das musste endlich mal gesagt werden!

Und jetzt – off record! – Her mit Kaviar und Champagner!