Grün in Brandenburg und Sachsen

Der Pulverdampf hat sich gelegt.

SPD – Woidke in Brandenburg und CDU – Kretschmer in Sachsen sind die Wahlsieger, weil die schweren Verluste, die ihnen von den politischen Gegnern zugefügt wurden, eben doch nicht ausreichten, um ihre Regierungsbündnisse zu stürzen. Die Koalitionen müssen nur erweitert werden.

Das Wahlergebnis hat mich nur an einem Punkt überrascht, nämlich damit, dass die SPD in Brandenburg nicht noch viel kräftiger verloren hat. Die SPD hält das ja für das Ergebnis eines unerschütterlich geführten Wahlkampfes, mögen sie mit dieser Selbsttäuschung glücklich werden. Für mich ist das vermeintliche Erstarken der  brandenburgischen SPD gegenüber den weit schlechteren Prognosen nur das Ergebnis des Platzens der demoskopischen „Grünen-Blase“.

Die acht wichtigsten Institute, von Allensbach bis Yougov sehen die Grünen in der Sonntagsfrage zur Bundestagswahl derzeit zwischen 22 und 25 Prozent. Für Brandenburg wurden in den letzten drei Monaten vor der Wahl Grünen-Ergebnisse zwischen 12 und 17 Prozent vorhergesagt, zuletzt drei Tage vor der Wahl 14,5  % von der Forschungsgruppe Wahlen. Gereicht hat es am Ende gerade für 10,8 Prozent.

In Sachsen pendelten  die Werte im letzten Vierteljahr vor der Wahl zwischen 10 und 14 Prozent, zuletzt 11 Prozent von der Forschungsgruppe Wahlen, und auch dieser schon deutlich herunterkorrigierte Wert wurde mit 10,4 Prozent nicht ganz erreicht.

Als ich am Samstag die jüngste Ausgabe von „EWK – Zur Lage“ an die Abonnenten verschickte, fanden sich darin auch ein paar Sätze zu den Wahlen, und darin die folgenden Bemerkungen zu den Grünen:

Wenn die Werte für die Grünen (gemeint ist: im Bund) in den letzten Wochen auch leicht nachgegeben haben: Sie liegen immer noch weit oberhalb dessen, was bei den letzten Wahlen in Bund und Ländern, ja sogar bei der EU-Wahl erreicht wurde.

Stimmt dieser für den Bund  ausgewiesene Trend von 23 bis 24 Prozent, dann dürfte es in Brandenburg ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPD und Grünen mit je ca. 18% geben, in Sachsen müssten die Grünen zwischen 13 und 14 %, die SPD zwischen 5,5 und 6,5 % landen.

Bleiben die Grünen in beiden Ländern deutlich unter den hier angenommenen Werten, dann werden die Demoskopen die Werte der Grünen bei der Sonntagsfrage im Bund ganz schnell von fast 25% wieder auf noch realistisch erscheinende 18% absenken müssen.

Die Überlegung dahinter ist nicht so schwer nachzuvollziehen. Brandenburg und Sachsen dürften in Bezug auf die Grünen typisch für die Gesamtheit der neuen Bundesländer sein. Wenn dort von einem Sechstel der Wahlberechtigten nur jeder Zehnte sein Kreuz bei den Grünen macht, müssen sie in den alten Bundesländern durschschnittlich auf 27 Prozent kommen. Davon sind sie jedoch – abgesehen von Baden-Württemberg – so deutlich entfernt, dass die derzeit bundesweit ausgerufenen Werte für die Grünen als reine Luftnummer angesehen werden können.
Hier die aktuellen Prognosen für die Landtagswahlen.

In  dieser brandneuen Ausgabe von „EWK – Zur Lage“ (Inhaltsverzeichnis) gibt es dann auch noch einen Satz zur AfD:

Über die Ergebnisse der AfD zu spekulieren, ist witzlos, denn eine absolute Mehrheit für die AfD ist nicht in Sicht.  Vermutlich wird die AfD noch einmal an Stimmanteilen gewinnen.

Das hat sich so bewahrheitet. Meine eigene Überzeugung, dass das Erstarken der AfD notwendig sei, um wenigstens die CDU/CSU wieder auf einen konservativeren Kurs zu bringen, wird immer noch enttäuscht. Die Wagenburg der sich selbst als „einzige Demokraten“ bezeichnenden Parteien rückt nur immer näher zusammen; und weil dazu zunehmend Grüne und auch LINKE gebraucht werden, wird auch das politische Ergebnis zunehmend linker und grüner.

Ich sehe dieses sture Beharren auf Positionen, die von einer Mehrheit der Bürger erkennbar abgelehnt werden, als eine katastrophale Fehlentwicklung an. Es kommt einem vor, als würde ein Autofahrer, der versehentlich verkehrt in eine Einbahnstraße eingefahren ist, statt anzuhalten und vorsichtig zu versuchen, rückwärts wieder herauszukommen, vor lauter Angst erwischt zu werden, nach dem Motto: „Augen zu und durch“, ohne Rücksicht auf Verluste einfach Gas geben und mit einem großen Knall  im Frontalzusammenstoß in die Verkehrsopferstatistik  eingehen.

Die Werte-Union auf dem Beifahrersitz müsste handeln, ins Lenkrad greifen, die Handbremse ziehen, den Zündschlüssel herausreißen …

Es sieht allerdings so aus, als sei die Union inzwischen beim autonomen Fahren angekommen, als hätte das Fahrzeug (die Partei als Selbstzweck) die Kontrolle übernommen, während die Insassen (Mitglieder und Funktionäre) ohne jeden Einfluss auf Kurs und Ziel nur noch hoffen und beten, irgendwann und irgendwo wieder heil herauszukommen.

Warten wir also auf Thüringen.


 

Wider den Tunnelblick!

Es gibt eine Spalte rechts neben dieser Spalte.

Dort finden sich lauter „letzte Gelegenheiten“.

Werfen Sie doch mal einen Blick drauf.