Gott mit dir, du Land der Bayern, deutsche Erde, Vaterland

… das braune Pack scheut nun nicht einmal mehr davor zurück, die bayerische Nationalhymne für seine Zwecke zu instrumentalisieren …

Der wahre Bayer, als Träger und Stütze einer nach allen Seiten offenen, bunten, multikulturellen Gesellschaft, betrachtet die Nationalhymne als ein kulturelles Artefakt, das – wie Martin Behaims Erdapfel – einer respektvollen Erinnerung würdig ist. Doch so, wie sich heute niemand mehr mit diesem Urglobus ins Auto setzen würde, um auch nur von Unterhaching nach Feldmoching oder von Luckenwalde nach Treuenbrietzen zu navigieren, kann doch wohl auch niemand diese Hymne noch ernstnehmen oder gar in verzückter Inbrunst mitsingen wollen!

Erstens einmal ist ein altes Bundesland, auch wenn es „Freistaat“ genannt  wird, keine Person, mit der man eine vertrauliche Unterhaltung „per Du“ führen könnte. Selbst die Kinseher Luise,  die alle Jahre am Nockherberg die Bavaria mimt, wird sich außerhalb des Starkbiertempels nicht als „du Land der Bayern“ ansprechen lassen. Sollte es ihr dennoch wiederfahren, dann kennt sie die Rufnummer des psychiatrischen Fahrdienstes.

Und dann der Bezug auf Gott. Womit zweifellos seinerzeit einzig der katholisch-bayerische AT+NT-Einheitsgott gemeint sein kann, was schon mit dem ersten Wort der Hymne einen abgrenzenden, ausschließenden, ja rassistischen und fremdenfeindlichen Diskriminierungsrundumschlag auslöst, der nur schwerlich noch übertroffen werden kann.

Und dann dieses Völkische, Vaterländische, die Blut und Boden Fantasie, die mit  „deutsche Erde“ zum Ausdruck gebracht wird. Warum nicht gleich: Die vom Blut unseren tapferen Söhne getränkte Erde ..

Nun, die Kritik soll sich ja nicht am Text aufhängen.

Der ist zwar erst entstanden als  Behaim schon tot war, aber doch noch zu Lebzeiten von König Maximilian II. Joseph, welchem in der dritten Strophe dieser Hymne noch als Bayern-König und Landesvater gehuldigt wird. Dies alles geschah 85 Jahre vor der Annahme der Bayerischen Verfassung von 1946, seit der ein König als Landesvater nicht mehr vorgesehen ist.

Also: Lasst die Hymne in den Hallen der Geschichte, bestaunt sie als Zeugnis ihrer Zeit, aber,

Zeeeefixhalllllelujah!

Singt nicht mit, wenn bayerische Reichsbürger, AfD’ler und andere Rückwärtsgewandte versuchen, euch mit dem Heimatgesülze auf ihre Seite zu ziehen!

Es ist doch schon geschehen! Die Populistin im Dirndl, Ebner-Steiner, das vermerkt warnend sogar die Süddeutsche Zeitung, ist Ende September in der Stadthalle von Osterhofen mit Bayernhymne und Defiliermarsch aufgetreten! Wie unappetittlich! hier zu lesen

Von daher distanziere ich mich vollinhaltlich von Text und Melodie und von allen, die Text und/oder Melodie seit 1946 jemals öffentlich oder im privaten Raum zum Vortrag gebracht haben. Dazu gehören alle bayerische Ministerpräsidenten der Neuzeit, der Bayerische Rundfunk mit allen seinen Hörfunk- und Fernsehprogrammen, weite Teile der CSU-Mitglieder, die Heimat-, Trachten- und Schützenvereine, die Bayernpartei, weite Teile der Freien Wähler, und überhaupt allen, die glauben, den Kampf gegen rechts von der Couch aus verfolgen zu können!

Zu allem Unglück muss ich mich leider auch von Angela Merkel distanzieren – siehe Video rechts. (Rechts! Und bitte mal mitzählen, wie viele rechte Hände da während der Gesangsdarbietung in die Höhe gegangen sind.)

 

Auf wen, bitte, kann man sich als jemand, der schon länger hier lebt, überhaupt noch verlassen?