Geschlechtsneutrale Männer und Frauen im EU-Parlament

Als es anfing, konnte man noch darüber schmunzeln und sich in der Gewissheit wiegen, klar über dem Sprachmüll und seinen Sendboten zu stehen.

Später schien der Versuch, die „Rinnen“ in der Luft zu zerreißen und die Unzahl inzwischen detektierter Geschlechter mit Spott zu überschütten, noch geeignet um die Genderista in einem homerischen Gelächter untergehen zu lassen.

Doch das Unkraut, das im Sprachgarten wuchert, breitet sich immer weiter aus und erstickt, was einst das Auge erfreute.

Wer jetzt nicht jätet, den bestraft das Leben.

Der Verein, dessen Wiederwahl im Frühjahr ansteht, und sich – weit entfernt von parlamentarischem Selbstbewusstsein – immer noch ausschließlich der Themen und Probleme annehmen darf, die von der Kommission für so nichtig und unwichtig gehalten werden, dass man das Parlament damit befassen kann, ohne Schaden für das „Projekt“ befürchten zu müssen, diese Polit-Eunuchen allerlei Geschlechts, die einerseits ihr Lesben- und Homosexuellentum, ihr Transgendertum und ihre speziellen sexuellen Praktiken bei jeder Gelegenheit hervorheben und sich damit brüsten  oder brünsten, haben es sich in die genderverquasten Köpfe gesetzt, die einzig sinnvolle und niemanden disqualifizierende Unterscheidung zwischen Männern und Frauen auszutilgen.

Da muss zwar das Recht auf ein drittes Geschlecht in den standesamtlichen Urkunden erstritten werden, aber die beiden ersten Geschlechter sollen ausgetilgt werden.

Welch ein Widersinn.

Nun haben sie, zur Feier des zehnjährigen Bestehens der sich selbst verordneten Sprachregelung aus dem Jahre 2008 ein neues Papier erarbeitet, dass unter dem Titel

GENDER-NEUTRAL LANGUAGE
in the European Parliament

vom Server des EU-Parlaments als PDF heruntergeladen werden kann. Nach einer deutschen Version habe ich gefahndet, aber keine gefunden, vielleicht gelingt es Ihnen ja. Dann wäre ich für eine Rückmeldung dankbar.

Ganz, ganz herzlichen Dank für diese Guidelines an

Dimitrios Papadimoulis
Vice-President
Chair of the High-Level Group on Gender Equality and Diversity

 

Chair, früher Chairman, aber „man“ ist ja per Guideline verboten, wird im Deutschen – mehrdeutig – als Stuhl übersetzt.

Das, lieber Dimitrios, hat uns gerade noch gefehlt. Ich wüsste gerne, wie viele Low-Level-Groups mit wie vielen Mitgliedern wie viele Euros an Diäten und Sitzungsgeldern und Aufwandsentschädigungen verplempert haben, bis die mit höheren Weihen gesegnete High-Level-Group beginnen konnte, ihrerseits ihren gegenderten Senf dazuzugeben. Vermutlich ist genau das jedoch geheim oder nie erfasst worden, weil für das Wahre, Gute und Schöne kein Aufwand zu hoch sein kann.

Im „Erklärteil“ der reformierten Guidelines, in nicht-einfacher Sprache abgefasst, wird den verbindlichen Vorschriften der folgende von mir, mit Hilfe  von DeepL übersetzte Text bezüglich (auch) der deutschen „Grammatical Gender Language“ vorangestellt:

Grammatische Geschlechtssprachen
(z.B. Deutsch, romanische Sprachen und slawische Sprachen),
in welchem jedem Substantiv ein grammatikalisches Geschlecht und Personalpronomen zugeordnet ist.

Da es nahezu unmöglich ist, daraus lexikalisch korrekt akzeptable genderneutrale Formen abzuleiten, wurden Ansätze gesucht und empfohlen, anderen vorhandene, genderneutrale Wörter an deren Stelle zu setzen.

Weil die deutsche Sprache sich dem Genderismus nicht freiwilligt beugt, muss also eine Säuberung stattfinden, der alle „unbeugsamen“ Worte und Begriffe ein für alle Mal zum Opfer fallen.

Ein einzigartiges Kulturgut muss also beschädigt werden, weil es den Verfechtern einer dummen Mode gelungen ist, sich erst als diskriminierte Minderheit zu inszenieren, sich damit Privilegien zu verschaffen und diese dann auszunutzen, um die Mehrheit mit der „Diskriminierungskeule“ in ihre Falle zu treiben.

Wem ist damit geholfen, wenn es den „businessman“ nicht mehr gibt, wenn also, im Deutschen, der Geschäftsmann zur Geschäftsperson verwandelt wird?

Es ist nicht nur Quark mit Soße. Es ist nicht nur das Verschließen beider Augen vor der Realität.

Diese Gender-Guidelines sind ein infamer Angriff auf die menschliche Identität. Es geht nicht darum, die Gleichberechtigung von Mann und Frau zu vollenden, es geht darum, Mann und Frau in der ununterscheidbaren Masse von Personen mit austauschbaren Eigenschaften vollständig untergehen zu lassen. Es ist die Perversion der sowieso schon perversen Idee des kommunistischen Gleichheitsdogmas, es ist die Wiedergeburt der nationalsozialistischen Idee der Volksgenossen, die – wie Bienen – einzeln nichts wert sind und bedenkenlos für das große Ganze geopfert werden können.

„In die Boote! Frauen und Kinder zuerst!“, hieß es früher beim Schiffbruch. Soll es nun heißen „Personen zuerst!“?

Die vorrangige Rettung von Frauen und Kindern im Katastrophenfall ist die Reaktion auf die naturgesetzliche Wahrheit, dass damit das Überleben der Population, sogar der Fortbestand einer Familie,  am wahrscheinlichsten gesichert werden kann.

Es ist nicht die Diskriminierung von Männern. Aber ein sehr starkes Indiz dafür, dass ein Geschlecht nicht per Sozialisation und freier Wahl erworben wird.

Dass Umzugsunternehmer für ihre Unternehmen vorzugsweise starke Männer anheuern, ist keine Diskriminierung von Frauen.

Dass die „Jungfrau“ nur noch die Bezeichnung für einen Berg in den schweizer Alpen sein darf, dass das Fräulein, kaum von Bobby Helmes in die Charts der 50er Jahre gehoben, als diskriminierend schon in den siebzigern ausgerottet wurde, dass die damit zum Ausdruck gebrachte „Tugend“, durchaus auch die Tugend der „alten Jungfer“ in ihr Gegenteil verkehrt wurde, war nichts anderes als der Beginn jener Frühsexualisierung, die in unseren Tagen mit Macht in Schulen und Kindergärten erzwungen wird.

Aber „he and she“, „er“ und „sie“, sowie „sein“ und „ihr“ sollen wo irgend möglich aus der Sprache verbannt werden.

Die Anleitung dazu:

Der komplette Umbau des Satzes bzw. der Aussage wird sich nicht vermeiden lassen.

Zum Beispiel durch Pluralbildung. Statt: „Der Metzger muss die Qualität seiner Wurst kontrollieren lassen.“ Eben „Metzger_Innen müssen die Wurstqualität kontrollieren lassen.“

Oder, anderer Vorschlag des Europäischen Parlaments, die Befehlsform: „Lass die Qualität deiner Wurst kontrollieren!“

Dass vom Sinn des Satzes spätestens hier nichts mehr übrig geblieben ist, ist offenbar egal, Hauptsache, es ist ein Weg gefunden, den maskulinen Metzger zu umschiffen.

 

Bei SCRIBD gibt es eine Art Vorwort zu Dieter Zimmers Buch, „Deutsch und anders“, in dem unter anderem zu lesen ist:

„Sicher wird auch das Deutsch von morgen, das sich heute an vielen Stellen ankündigt, eine Sprache sein, in der sich das Nötige ausdrücken lässt. Auch werden die Kids eines nicht fernen Tages genau dieses pidginisierte Deutsch für das einzig richtige halten und vielleicht auf ihre Weise kreolisieren. Vielleiccht wird es, wenn sich seine Worte und Weisen eine gewisse Geschichte erworben haben, dann sogar eine Literatur ermöglichen, falls so etwas wie Literatur überhaupt noch gefragt sein sollte. Aber es wird die Brücken zu dem Deutsch von gestern und heute abgebrochen haben. Wer das Deutsch von morgen spricht, wird einen Satz von Lichtenberg oder Heine oder Schopenhauer oder Nietzsche oder Brecht oder Enzensberger vielleicht noch ungefähr verstehen, aber er wird nicht mehr in der Lage sein, zu erkennen, dass er gut war und was an ihm gut war, wird es weniger können als wir angesichts eines Satzes von Walther von der Vogelweide.“


Manche können sich noch erinnern, oben habe ich ihn schon einmal kurz anklingen lassen.

Hier also noch einmal der PaD No. 24 aus dem Jahre 2013 (Formatierungsabsonderlichkeiten waren bei der Übernahme aus dem html-Archiv nicht vollständig zu beheben.)

Vom Endsieg der Rinnen

Auch Professoren heißen nun Professorinnen.
Jedenfalls an der Uni Leipzig.
unglaublich, doch offenbar wahr
Es ist Blödsinn.
 
Das wissen im Grunde alle. Doch wir leben in einer Zeit, in der alles „beliebig“ geworden ist, in der nichts mehr Bestand hat, nichts mehr Geltung, in der jeder aktuelle Blödsinn wichtiger genommen wird als ein konservativer Wert.
 Es ist, als wüte die Pest und es käme nur noch darauf an, ein letztes Tänzchen – mit wem auch immer – zu wagen, bevor alles zu spät ist. Und die es besser wissen, bleiben stumm in ihren vier Wänden und halten die Türen fest verschlossen, um nicht auch vom Taumel infiziert zu werden. Dabei ist die Verwahrlosung der Sprache, um die es mir in diesem Beitrag geht, das vielleicht herausragendste Merkmal des Verfallsprozesses, den miterleben zu müssen, wir verdammt zu sein scheinen.
Dass Sprache sich wandelt, beständig wandelt, ist eine Binsenweisheit. Doch dieser Wandel vollzieht sich im lebendigen Sprachgebrauch – allmählich, und wie von selbst. Und wenn dieser stetige Wandel sich an der einen oder anderen Stelle dauerhaft manifestierte, dann war bisher immer noch rechtzeitig die Dudenredaktion zur Stelle und dokumentierte die Veränderung. Der ganz normale, natürliche Wandel der Sprache ist mit der hier vorliegenden, brutalen und vorsätzlichen Vergewaltigung der Sprache jedoch keinesfalls gleichzusetzen.
Die „Rinnen“, die derzeit überall in die deutsche Sprache eingeschlagen werden, sind die Siegeszeichen einer kleinen, radikalen und verbohrten Minderheit, deren Penetranz im Verfechten dessen, was sie für ihre gerechtfertigten Interessen halten, kaum noch zu übertreffen ist. Wenn nun eine deutsche Universität, also ein Teil der Pyramidenspitze des deutschen Bildungswesens, statt die Sprache vor solchem Ungeist zu schützen, den Frevlern mit wehenden Fahnen vorangeht, dann ist es vom bewussten Gebrauch der hochentwickelten Sprache eines gebildeten Volkes bis zum unverständlichen Lallen der Besoffenen nicht mehr weit hin.
Es geht hier nicht um Literatur, nicht um Schriftsteller und große Auszeichnungen für ihre Werke – es geht um unser aller Alltagssprache, um das Werkzeug, mit dem wir uns untereinander verständlich machen, ein mächtiges Werkzeug, wenn man es klug einsetzt. Der Spracherwerb – wohl am schönsten durch den Begriff „Muttersprache“ zum Ausdruck gebracht, vollzieht sich über eine weite Strecke wie von selbst. Erst spät, wenn der Wortschatz schon weit gespannt, das Sprachgefühl entwickelt ist, kommt die Schule dazu und vermittelt zum Sprachwissen das Regelwissen und zum Regelwissen das Wissen um die Verbindlichkeit von Aussagen und die Notwendigkeit ihrer regelgemäßen Formulierung. Sogar Satzzeichen spielen bei der Deutung von Aussagen eine wichtige Rolle, wie sich – schmunzelnd – am altbekannten Beispiel nachvollziehen lässt: Was willst du denn schon wieder?
Was, willst du denn schon wieder?
Ja, sprechen und dabei richtig betonen, das können noch viele. Schreiben, und dabei richtig interpunktieren, das sind schon einige weniger. Bastian Sick beklagt seit vielen Jahren den Tod des Genitivs – und es wird immer schlimmer. Tot lässt sich nicht steigern? Wer sagt denn das? Wo es den Herrn Professorin gibt, da darf es auch den töteren und den totesten Genitiv geben. Wie lange wird es noch dauern, bis die Kultusministerkonferenz daherkommt und ihre nächste Sprach- und Rechtschreibreform verkündet, zunächst noch mit vielen, vielen Ausnahmen, doch mit der neuen Grundregel:
 
Rinnen-Regel
(zum besseren Verständnis für eine Übergangszeit von 18 Monaten noch im archaischen Macho-Deutsch verfasst)
Alle Worte, die nicht nur am Satzanfang groß geschrieben werden, erhalten grundsätzlich die sich aus dem Sprachgefühl ergebende weibliche Endung. Die ursprünglichen Artikel bleiben erhalten, es sei denn, dass dadurch eine sinnentstellende Kombination entsteht oder das Sprachgefühl mehr als nur erheblich gestört wird. Ein entsprechender Beispielkatalog ist in Arbeit und wird bis Ende 2018 für den Unterricht an allen Schulen und für den Gebrauch in Ämtern und Behörden verbindlich verabschiedet.
Rinninnen-Regelin
(im modernen und geschlechtsneutralen Tussyinnen-Deutschin)
Alle Wortinnen, die nicht nur am Satzanfangin groß geschrieben werden, erhalten grundsätzlich die sich aus der Sprachgefühlin ergebende weibliche Endungin. Die ursprünglichen Artikelinnen bleiben erhalten, es sei denn, dass dadurch eine sinnentstellende Kombinationin entsteht oder die Sprachgefühlin mehr als nur erheblich gestört wird. Ein entsprechender Beispielkatalogin ist in Arbeitin und wird bis Endein 2018in für den Unterrichtin an allen Schulinnen und für die Gebrauchin in Ämterinnen und Behördinnen verbindlich verabschiedet.
  
Es sei übertrieben?
Ach Gott!
Der Blödsinn geht kaum noch höher. Professoren sprechen sich als Professorinnen an, und weil das noch nicht kaputt genug ist, unterscheiden sie dann wieder fein säuberlich zwischen dem Herrn Professorin und der Frau Professorin? Oder unterscheiden sie zwischen der Herr Professorin und der Frau Professorin? Oder, um der Ausgewogenheit willen, zwischen der Herr Professorin und dem Frau Professorin?
Wer einen Professor zur Professorin macht, der soll auch die Begriffe Mann und Frau, Herr und Dame, Sohn und Tochter, Henne und Hahn, Sau und Eber, Nonne und Mönch streichen – und viele, viele weitere dazu.  Es reicht doch, wenn man von einfachen Geschlechtsreifinnen, gehobenen Geschlechtsreifinnen, Kinderinnen, Hühnerinnen, Schweininnen und Ordensleutinnen spricht.
Wer einen Professor zur Professorin macht, der sollte auch die überflüssigen Worte „er“ und „sie“ streichen, es genügt dann doch, „esinnen“ zu haben, „der“ und „die“ können durch „dasin“ ersetzt werden, „einer“ und „eine“ entfallen zugunsten von „einin“, „jeder“ und „jede“ streichen wir und sagen „jedin“, und so weiter, und so weiter…
Der Satz: „Der Professor antwortete, er fühle sich – wie jeder Mann – durch die neue Sprachregelung diskriminiert“, müsste dann halt so lauten: „Dasin Professorin antwortete, esin fühle sich – wie jedin einfache Geschlechtsreifin – durch dasin neue Sprachregelungin diskriminiert“. 
 
Es sei übertrieben?
Ach Gott!
 Die machen da in Leipzig Männer zu Frauen, per Universitäts-Satzung – und wenn ich darüber schreibe, dann übertreibe ich? Wie ist es denn dem Neger ergangen. Schönes, klares, deutliches Wort aus dem Schatz unserer Sprache. Ein Wort, das angeblich mindestens ebenso leicht zur Diskriminierung einlud, wie achtlos weggeworfene Bananenschalen zum Ausrutschen. Der Neger ist nicht mehr. Er ist jetzt ein „stark Pigmentierter“.
(Die meisten Neger kommen allerdings gar nicht auf die Idee, dass sie damit gemeint sein könnten.)
Und da soll man nicht das Kotzen kriegen? Der weißhäutige Negerkönig im Taka-Tuka-Land Astrid Lindgrens ist zum Südsee-König geschrumpft worden. Bald wird man uns nahelegen, nicht mehr diskriminierend von Reichen oder Superreichen zu sprechen. Das Ersatzwort ist schon längst in Gebrauch. Wer mehr hat, der ist schlicht und einfach Elite. Es gibt auch keine Armen mehr, schon lange nicht mehr, nur noch „Leistungsempfänger“ – also solche, denen (unverdient) Gutes widerfährt. Aus dem Arbeitsamt ist das JobCenter geworden, wo man denen, die es nur von außen kennen, weis macht, die Arbeitslosen kämen als Kunden ins JobCenter und bräuchten sich die Jobs nur aus den Regalen zu nehmen und in die Einkaufswagen zu legen – doch dazu hätten die faulen Säcke nun mal keine Lust …
Wenn ein Arbeitsloser Kunde genannt werden darf, warum in aller Welt soll dann nicht ein Professor als Professorin angesprochen werden?
Warum nicht?
Weil er sich wehren könnte!
Weil er die intellektuellen Fähigkeiten und die wirtschaftliche Sicherheit haben sollte, sich nicht zum Opfer dieser sprachlichen Schlammschlacht machen zu lassen, die Orwell einst „Neusprech“ nannte.
Weil der Herr Professor sich selbst so viel wert sein sollte. Weil der Herr Professor es nicht nötig hätte, sich selbst zur Kastration anzubieten, wie hier offenbar geschehen.
Was ist denn der Antrieb hinter all diesem faulen Zauber? 
Ja. Freud nannte es Penisneid. Damit darf man den Neusprech-Verfechtern allerdings nicht kommen. Da brodeln und fauchen sie wie überhitzte Dampfkochtöpfe. Und es ist ja wohl auch nicht richtig. Es steckt schon mehr dahinter. Sicher, da gibt es im Lager der Frauenrechtlerinnen einige, die aus Motiven des „Geschlechterkampfes“ heraus argumentieren, doch ich meine, dass es da eine übergeordnete Regie gibt, von der sie sich – ob willig oder ungewollt sei dahingestellt – instrumentalisieren oder doch zumindest einbinden lassen in diesen Kampf um die geistige Gesundheit.
„Herr Professorin“- das ist krank.
Das hätte – früher und im starrsinnigen Wiederholungsfall – zur psychiatrischen Behandlung geführt.
Sprache ist, mehr als jedes andere Werkzeug, das sich die Menschheit geschaffen hat, Ordnungs und Orientierungsmittel. Und überall da, wo Sprache ernsthaft und auch nicht künstlerisch gebraucht wird, wird „Herr Professorin“ eben nicht als die Bezeichnung für einen Professor verstanden, sondern als mehr oder minder zynisch-sarkastisch-ironisch-spöttische Anspielung auf das ausgeprägt maskuline Erscheinungsbild oder Verhalten einer Professorin – oder auf das ausgeprägt feminine Erscheinungsbild oder Verhalten eines Professors aufgefasst. Wer so bezeichnet wird, verkommt in der deutschen Sprache zur Witzfigur, ganz unabhängig davon, welche primären und sekundären Geschlechtsmerkmale ihren/seinen Körper schmücken mögen.
Solche Sprachfiguren dürfen Kabarettisten benutzen, um eine Pointe zu setzen, solche Sprachfiguren dürfen Politiker (dank Immunität) benutzen, um den politischen Gegner verächtlich zu machen, solche Sprachfiguren dürfen Schriftsteller und Lyriker benutzen, um einem Gedanken auf originelle Weise Ausdruck zu verleihen – eine Universitätsverwaltung sollte sich dessen in ihrem üblichen Kontext tunlichst enthalten.
Sprachverwirrung hat – so die Bibel – zum Abbruch des Turmbaus und zum Untergang Babylons geführt. An unserer Sprache wird von verschiedenen Seiten gesägt. Die sonderbare Erbkrankheit Legasthenie erlaubt immer mehr Schülern, sich per Stempel und Attest vom Erlernen der Sprachregeln – ohne Schaden für den Notendurchschnitt – fern zu halten. Die Überschwemmung mit Anglizismen, die vor allem von der Werbung – ohne echte Notwendigkeit – vorangetrieben wird, schmälert die Differenzierungsfähigkeit, weil dem fremden Wort die passenden Synonyme nicht mitgeliefert werden. Es steht wie die Ambrosia ohne natürliche Feinde im Sprachgarten und verdrängt alles, was im Lebensraum vorhanden war, aber der Aggressivität des Neulings nichts entgegenzusetzen hat.
Die „Political Correctness“, der schon viele Worte und Begriffsbildungen geopfert wurden, trägt ihren Teil ebenso dazu bei, wie die Gender-Mainstream-Mania, die uns nun – nach der Frauenquote in den Aufsichtsräten und der dummdreisten Behauptung, Frauen und Männer unterschieden sich nur, weil man sie unterschiedlich erziehe – als jüngste Blüte eines unbeirrbaren Fanatismus „die Herr Professorin“ beschert hat
  
Das sei übertrieben?
Ach Gott!
Es darf doch niemand glauben, dass es damit nun endgültig sein Bewenden haben wird, dass das Ende der Fahnenstange erreicht sei. Es wird weitergehen. Mir fehlt die kranke Fantasie, um mir auszumalen, was als nächstes unter Beschuss genommen werden wird. Vielleicht wird man die Begriffe „links“ und „rechts'“ für diskriminierend erachten und stattdessen „nichtmittig“ verwenden müssen. Vielleicht geht es „oben“ und „unten“ an den Kragen und es muss heißen „niveaudifferent“.
Herr Professorin – das ist der Dammbruch, dem nach der ersten Woge eine Flut folgt, die für die deutsche Sprache verheerender sein wird, als die Hochwasser an Elbe und Donau. Wo Flüsse über die Ufer treten, ist eine große gemeinsame Anstrengung zu beobachten, die Schäden schnellstmöglich zu beheben, Zerstörtes wieder herzustellen und die Dämme zu erhöhen. Wo sprachlicher Unrat sich Bahn bricht, ist von einer Feuerwehr oder vom Technischen Hilfswerk weit und breit nichts zu sehen – und auch die Goethe-Institute in aller Welt bewahren ihre erstebürgerpflichtsgemäße Ruhe.… und deswegen ist wieder mal alles an mir hängen geblieben.
 
 Kommentare zu diesem Paukenschlag


Herr Kreutzerin,

da ist Ihnen ein echter „Hammerschlagin“ aus der Federin geflossen!!!

Jedoch haben Sie an manchen Stellinnen doch noch etwas „nachlässig“ verfahren!
z.B. Ach „GOTTIN“ hätten Sie konsequent schreiben müssen, oder wagten Sie sich (noch) nicht an die aller-höchste Stellin heran?
trotz alledem weil:
„und deswegen ist wieder mal alles an mir hängen geblieben“
Vielen, vielen Dankin, dass Sie sich dem gestellt haben!
Michael Tietzel
Kreutzerfanin
Hamburgin
Websitin buendnis21-rrp-nrw.de


Lieber Herr Kreuzer,
ich habe einen Trost für Ihren absolut nachvollziehbaren Paukenschlag:

Es gibt eine Insel der Seligkeit in der Fernsehwerbung für pharmazeutische Produkte. Der dort obligatorische Warnhinweis zu Risiken und Nebenwirkungen kennt nur „Ihren Arzt“ und „Ihren Apotheker“.

Ich hatte mich vor ein paar Jahren an die „Gleichstellungsbeauftragte“ – ich glaube im Familienministerium – gewandt und angefragt, was die armen Werbeopfer machen sollen, die eine Ärztin und/oder eine Apothekerin haben.
Ich bekam auf meine Spaßanfrage tatsächlich eine Antwort, die ungefähr lautete, man könne doch erkennen, was damit gemeint sei; aber man mache sich unabhängig davon Gedanken, wie man das Problem im Sinne einer „Gleichstellung“ lösen könne.

Wahrscheinlich brüten hochbezahlte Ministerialbeamte oder externe international vernetzte Anwaltskonzerne seit Jahren für viel Geld über eine lukrative Problemlösung nach, damit der darbenden Pharmaindustrie aus dem „…innen-Wahn“ keine zusätzlichen Werbekosten entstehen.
Herzlichst
Ihr Peter Krain


Lieber Herr Kreutzer,

Sie haben mal wieder den Nagelin auf den Kopfin getroffen. Ich denke jedoch, dass dieser Schwachsinn von alleine verschwindet, da die überwiegende schriftliche Kommunikation zunehmend via Kurznachrichten erfolgt. Diese Art der Kommunikation wird nicht spurlos an unserem Sprachgebrauch vorüber gehen.
Für die Kurznachrichten sind die Rinnen eine unnötige Verlängerung der Worte und werden daher wohl in den nächsten Jahren wieder entfallen. Mit anderen Worten: Aus der Professorin wird einfach der Prof – Geschlechtsneutral und ohne Rinne. Neger ist auch kürzer als ein wie auch immer Pigmentierter und da unsere Kinder das Wort Neger ja nicht mehr kennen, könnte die Kurznachrichtenform für den alten Neger in einigen Jahren Vollpig sein, was nur für Leute mit Fremdsprachenkenntnis diskreminierend sein könnte (Pig = Schwein)
In diesem Sinne weiter so und viele Grüße
Helmut Winter

Sehr geehrter Herr Kreutzer!

„An unserer Sprache wird von verschiedenen Seiten gesägt.“

Ja. – Und zwar schon seit längerer Zeit, spätestens seit Mai 1945.

Und was die Anglizismen betrifft: Inzwischen geben sich deutsche Sprecher beim Radiosender Deutschlandfunk ersichtlich/erhörlich allergrößte Mühe, mit möglichst original-getreuem, Texas-ähnlichem Roll-Groll-Würgen im hinteren Mundbereich die Mikrofone zu malträtieren.

Der längst in Vergessenheit geratene Sick’sche Genitiv ist schon lange ‚Schnee von gestern‘.

Physikprofessorin Josef Käs’es ‚Vorschlagin‘ war wohl nur der jüngste Überraschungs-Coup
der ‚Sprachlichen UmweltverschmutzerInnen-Szene‘. Da werden sich die Mundwinkel unserer lieben ‚Emma‘ vor lauter Freude wohl bis hinter die Ohren verlängern.

Schon aus rein sprachlichem Selbsterhaltungstrieb muss dagegen gehalten werden, wo sich auch nur die Möglichkeit dazu bietet – und derer sind unübersehbar viele.Danke für Ihren Einsatz an dieser ‚Front‘!Beste GrüßePeter HennigPS: Erst dachte ich, heute sei der 1. April …


Führungskräftinnen wie Politikerinnen und Wissenschaftlerinnen sind wohl in ihrem Geistinnen mehr als nur verwirrt – Hilfe!


Neben dem Geld-/ Finanzwesen ist Gender Mainstreaming die mächtigste Waffe der Strippenzieher, weil damit die Fundamente und schlußendlich Kulturen selbst zerstört werden. Zurückbleiben werden verwirrte, zombieähnliche Massen, die nicht mehr zwischen richtig und falsch, gut und böse etc. unterscheiden können, und nach einer „Führung“ lechzen werden, die ihnen sagt, wo es lang geht.
Komisch, daß mich der ganze Irrsinn an angeblich gefälschte und verbotene Protokolle erinnert (wobei niemals von einem Original die Rede war), worin solch gezielte destruktive Maßnahmen angekündigt worden sein sollen.
Aber das sind sicher nur Verschwörungstheorien wie man sie ja auch von den Geldsystem- Kritikern kennt.
Liebe Grüße
Michael Lang


Herr Kreuzer,

der Eindruck darüber wurde jedoch nur von den Überschriften provoziert. Ich habe zuerst auch den Eindruck bekommen, jedoch als ich in der SZ gestern gegen Abend einen letzten Artikel dazu gelesen habe, ist mir sofort das rote Tuch aufgefallen. Es geht nur darum, um Professor/Professorin zu vermeiden mit Professorin, da die Professorinnen überwiegen. Also eine mathematische Abwägung.
Ich teile ihre Meinung bezüglich des Wegfallens des –ck-, also des logischen Abkürzen in der Schrift, wie mit „Schifffart“, welches Unsinn ist und Schiffart bleiben sollte. Da meine Muttersprache Ukrainisch ist, weiß ich, dass so ein Blödsinn zur russischen „Sprache“ gehört. Daher habe ich da so meine Befürchtungen. Die logische Abkürzung ist ein geschichtliches Merkmal der ursprünglichen Sprachen.
Was ich dem „Professorin“ abgewinnen kann, dass ist das angebliche Neutrale im Englischen, welches jedoch dann bei einer männlichen Endung bleibt :), siehe Eigenheiten eines Imperiums, also „Schwanzgesteuert“. Die Englische Geschichte unterscheidet sich ja vom Deutschen, dass sich das richtige Deutsche auf das Volk bezieht und nicht auf eine Schicht. So das Magdeburger Recht gegen Cromwells Eingeständnisse für eine privilegierte Kaste.
Daher schreibe ich Ihnen, damit Sie da nicht aufs Glatteis gehen und man ihnen nachsagt auf einen Flopp aufgesessen zu sein. Welcher eben noch in der SZ mit den Überschriften provoziert wurde.
Bei der SZ ist mir in aufgefallen, dass sie Angeblich auch Kommentare gegen die CDU veröffentlicht, jedoch eher im Sinne der Tea Party, also um die Wähler dennoch an der „konservativen“ Stange zu halten. Vielleicht ist auch der Grund, dass man der SPD doch nicht so viel zutraut.
Hoffe, dass ich Ihnen behilflich seien konnte
Hier der Link zu dem Artikel, welcher mir das richtige Verständnis gab:
http://www.sueddeutsche.de/bildung/sprachreform-an-der-uni-leipzig-wir-waren-nuechtern-1.1689465
Man könnte sagen, dass man hier aufs Glatteis führte mit den Kleingedruckten 🙂
Bernd Senczuk