Divers oder diffus – Selbstverständliches über Mann und Frau

PaD 10 /2019 – Hier auch als PDF pad 10 2019 Divers – diffus

 

Was genau mich dazu motivierte, ausgerechnet heute dieses Thema aufzugreifen, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Sicherlich haben die CDU-Chefin, Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihrer oft zitierten närrischen Rede, vor allem aber der daraufhin einsetzende Shitstrom einiges dazu beigetragen. Doch das war eher nur der Auslöser. Sicher, ich habe schon öfter über die Genderitis und ihre Auswüchse geschrieben, doch das eben meist nur am Rande, und meist auch nur spöttisch. Dabei blieben meine Überzeugungen jedoch unausgesprochen. Ja, ich hielt es für besser, mich nicht in diesem Minenfeld zu bewegen, hielt das auch nicht für zwingend erforderlich, immer in der Hoffnung, die „Mode“ würde schon bald wieder vergehen.

Die Mode vergeht jedoch nicht. Sie greift auf immer weitere Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens über, wird immer totalitärer in ihren Ansprüchen und erstickt den gesunden Menschenverstand, desses Existenz sie zugleich leugnet, unter einem herbeifantasierten Theoriegebäude, das ohne je einer wissenschaftlichen Prüfung unterworfen worden zu sein, zum Dogma erhoben wurde. Warum sich in Deutschland kaum Widerstand dagegen regt, bleibt mir unverständlich.

In  diesem Aufsatz will ich weder spotten noch verteufeln, mich nicht auf Kosten von Verführern und Verführten lustig machen, sondern einfach in meinen Worten darlegen, was ich aus biologischer und entwicklungsgeschichtlicher Sicht für normal halte, und  was meiner Meinung  nach von dieser Normalität abweicht. Ich will deutlich machen, dass die Abweichungen mit einer gewissen statistischen Wahrscheinlichkeit auftreten, dass Betroffene zweifellos große Schwierigkeiten haben können, mit ihrer „Besonderheit“ unbefangen umzugehen, dass aber ein nachgerade exhibitionistisches Verlangen, die eigene, problematische Besonderheit hervorzuheben und sich damit Privilegien zu verschaffen, nicht zielführend sein kann.

Letzter einleitender Satz: Es liegt mir fern, alle die intersexuell, transgender, schwul, lesbisch, etc. sind, in einen Sack zu stecken und draufzuschlagen – meine Kritik gilt alleine jenen, die laut und fanatisch dabei sind, die Rollen von Mann und Frau, die Ehe und die Heterosexualität zu diskreditieren und zugleich die Sprache zu verhunzen.

 

Die Grundlagen

Nach dem ersten, einfachen Modell der Fortpflanzung, nämlich der ungeschlechtlichen Vermehrung durch Zellteilung, eroberten jene Lebewesen, die zwei (nur 2) Geschlechter ausbildeten und ihren Nachkommen daher einen neuen Chromosomen-Mix mitgeben konnten, schnell das Land, die Meere und die Lüfte.

Warum? Weil ihr genetisches Inventar mit jeder Paarung die Chance für eine Mutation durch eine neue Kombination von Eigenschaften wahrnehmen konnte, was wiederum die Chance der jeweiligen Art, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen erhöhte.

Das zugleich auftretende Risiko, inkompatible Eigenschaften zu vererben, führt allerdings bis heute auch immer wieder einmal dazu, dass dem Akt der Befruchtung (in den meisten Fällen) keine Reife der Frucht folgt, dass die Natur das Experiment also frühzeitig abbricht, in selteneren Fällen, dass ein – auf die eine oder andere Weise – defizitärer Mutant, mit meist verminderter Überlebensfähigkeit und/oder Fortpflanzungsfähigkeit entsteht. Diese statistische Wahrscheinlichkeit ist normal, der problematische Mutant ist es im Vergleich zu den perfekt replizierten Exemplaren seiner Art nicht. Er trägt eine Anomalie, wobei es keinen Unterschied macht, ob die sich nun als Hermaphroditismus, als Mikrosomie, Trisomie 21, oder Achromatopsie, oder noch ganz anders äußert.

Die Zweigeschlechtlichkeit und die damit von jeher verbundene Form der Arbeitsteilung zwischen männlichen und weiblichen Exemplaren einer Art, bedingte zwangsläufig eine vorangegangene biologische Spezialisierung. Während in der Flora noch relativ viele Zwitter vorkommen, also Pflanzen, bei denen männliche und weibliche Organe auf einem einzigen Exemplar zu finden sind, wobei diese häufig  nur während einer kurzen Überschneidungsphase gleichzeitig aktiviert sind, um der Fremdbestäubung einen Vorteil vor der Eigenbestäubung einzuräumen, sind echte Zwitter mit der Fähigkeit zur Selbstbefruchtung im Tierreich kaum noch repräsentiert (z.B. beim echten Bandwurm und einigen Schneckenarten).

Bei den Wirbeltieren kommen echte Zwitter als Arten nicht mehr vor. Dafür sind Körperbau und Verhaltensprogramme (Instinkte +erworbene Programme) sehr viel weiter ausdifferenziert und an den Lebensraum und die Lebensbedingungen angepasst, so dass männliche und weibliche Exemplare schon in der äußeren Erscheinung und im Verhalten markante Unterschiede aufweisen. Wo Brutpflege „im weitesten Sinne“ stattfindet, haben sich von Art zu Art unterschiedliche Verhaltensmuster herausgebildet, die von einer alleinigen oder überwiegenden Einbindung des weiblichen Exemplars bis zu einer  ausgewogene Arbeitsteilung reichen, in seltenen Fällen auch zu einer überwiegenden Befassung des männlichen Exemplars mit der Brutpflege geführt haben. Diese Aufgabenverteilungen sind allerdings artspezifisch, das heißt bei allen Brutpaaren/Elterntieren einer Art grundsätzlich gleich, eben weil sowohl die körperlichen Merkmale als auch die genetische Programmierung so auf die Lebensumstände der Art abgestimmt sind, dass nur unter Einbeziehung der jeweiligen Art der Arbeitsteilung ein größtmöglicher Fortpflanzungserfolg gewährleistet ist.

Dass es sich nun bei der ihre Frischlinge gebärenden, säugenden, säubernden und bis zur Reife unter ihrer Obhut haltenden Bache, ebenso wie beim eher einzelgängerisch lebenden, sich nur zur Paarungszeit einer Mutterfamilie anschließenden Keiler, um nichts als „soziale Konstrukte“ handelt, können die bornierteste Feministin und der verbohrteste Gender-Mainstream-Apologet zwar unter Offenbarung ihrer vollständigen Unkundigkeit bis ins Grab hinein behaupten, richtig wird diese „Erkenntnis“ dadurch nicht. Geschlechtsspezifische körperliche und psychisch-geistige Prägungen, können zwar unter unguten Umständen durch „soziale Konstrukte“ jeder erdenklichen Art überlagert werden, bleiben dabei allerdings die für den Fortbestand der Art unabdingbaren Normalausprägungen.

Der Mensch

Natürlich unterscheidet sich der Mensch, der sich auch als Atheist gerne für die Krone der Schöpfung hält, von den Wildschweinen durchaus in vielen Gepflogenheiten. Zum Beispiel hat er eine Vielzahl von Methoden und Vorgehensweisen zur Befriedigung des Sexualtriebs entwickelt, auf die ein Wildschwein niemals kommen würde. Ich nenne das ein „erweitertes Balzverhalten“, da Männer und Frauen den Geschlechtsverkehr nun doch – so sie denn Gelegenheit dazu haben – mit jemandem bevorzugen, mit dem der Nervenkitzel als besonders erfüllend erlebt wird. Das muss nicht immer eine heterosexuelle Begegnung sein, auch Frau und Frau, Mann und Mann, können viel Vergnügen miteinander haben. Doch nur weil die Kombinationsmöglichkeiten durch Hinzuziehung weiterer Personen oder Hilfsmittel, und durch eine Vielzahl von speziellen Praktiken relativ groß sind, entstehen aus Mann und Frau dabei nicht die derzeit propagierten knapp 200 Geschlechter oder sexuellen Identitäten, von denen die heterosexuelle Frau und der heterosexuelle Mann nur je eines darstellen, sondern es bleibt bei exakt jenen zwei Geschlechtern, die es seit der Erfindung der Zweigeschlechtlichkeit auf dieser Erde gibt. Es kommt darauf an, was man ist, nicht was man mit sich macht, bzw. mit sich machen lässt.

Nun kommt es in seltenen Fällen auch unter Menschen vor, dass ein Kind zur Welt kommt, bei dem es der Hebamme und dem Arzt schwerfällt, das Geschlecht zu bestimmen. Eltern dürfen dann entscheiden, ob das Kind als männlich oder weiblich geboren registriert wird, sie können das Geschlecht ihres Kindes offen lassen, oder neuerdings „divers“ eintragen lassen.

Um die Dimension dieser „Intersexualität“ richtig einschätzen zu können, muss erwähnt werden, dass in Deutschland schätzungsweise 100.000 intersexuelle Personen leben, also gerade 1/8 Prozent, und dass jährlich vermutlich bei etwa 150 Neugeborenen das Geschlecht nicht eindeutig zuzuordnen sein wird. Dass sich diese Zahlen widersprechen, weil danach entweder viel zu viele Interesexuelle unter uns leben, oder viel zu wenige Intersexuelle nachgeboren werden, mag auch daran liegen, dass die Gesamtzahl der intersexuellen Personen auf einer Schätzung des Verbandes der Lesben und Schwulen beruht, während die Geburtenzahl von Ärzten genannt wird.

Für den Fall, dass sich das Problem „Intersexualität“ im Laufe der weiteren Entwicklung des Kindes von selbst löst, dass aus dem Neutrum also doch noch ein Junge oder ein Mädchen wird, sollte damit eigentlich alles gut sein.

Im anderen Fall ist durchaus nachvollziehbar, ja sogar nachempfindbar, dass Betroffene mit zunehmendem Alter erkennen, dass sie „anders“ sind, dass dadurch Gefühle von Scham, von Minderwertigkeit hervorgerufen werden, dass sie psychisch unter ihrer „Besonderheit“ leiden und ggfs. auch orientierungslos vor einer Toilettenanlage stehen. Anders als beim kleinwüchsigen Menschen (Liliputaner) gibt es für die hier Betroffenen jedoch grundsätzlich zwei Möglichkeiten, damit umzugehen, nämlich das Verschweigen, verbunden mit dem Meiden aller Gelegenheiten, die zu einem Outing führen würden, oder eben selbst zu akzeptieren, dass man ist, wie man ist, und dies – wo es notwendig und sinnvoll erscheint – auch offen zu kommunizieren. Beides ist nicht einfach und geht nicht ohne innere Konflikte ab.

Die Überkompensation

Die Neigung, den selbst empfundenen Mangel durch Überkompensation zu verarbeiten, ist verständlich, führt jedoch in unseren Tagen vermehrt (um nicht zu sagen explosionsartig) zu  einer  von der Umwelt eher  als provokativ wahrgenommenen Zurschaustellung der eigenen körperlichen und psychischen Befindlichkeiten, mit dem paradoxen Anspruch unter übertriebener Betonung der „Abweichung“ als „vollkommen gleich“ angesehen werden zu wollen und sich bei der geringsten missverstandenen Lebensäußerung anderer aufs Gröbste diskriminiert zu fühlen.

Dem haben sich, m.E. in noch weitaus größerer Zahl, jene angeschlossen, bei denen das biologische Geschlecht zwar eindeutig bestimmt werden kann, die sich aber aus unterschiedlichsten Gründen damit nicht identifizieren können oder wollen.

Und alle diese wiederum wurden von der Politik als Zielgruppen für wohlfeile Wahlversprechen entdeckt, was sich in der Möglichkeit sich als „divers“ im Personenstandsregister registrieren zu lassen, eine dritte Toilette zugestanden zu bekommen, und in der zunehmend auch von Behörden und Medien gepflegten, gendergerechten Sprache niederschlägt.

Die Sprachvermüllung

Denn: Wo es Unterschiede gibt, und wo die Träger dieser unterschiedlichen Merkmale diese wie eine Monstranz geradezu exhibitionistisch vor sich hertragen, müssen genau diese Unterschiede in der Sprache wieder getilgt werden, müssen die Begriffe „Mann“ und „Frau“ verschwinden, weil sie sich nur in der gleichgemachten Masse, wo es die natürlichen Geschlechter nicht mehr gibt, ausreichend berücksichtigt und gleichberechtigt glauben.

Die Paradoxie dieser Geisteshaltung wird besonders deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass weder die dritte Toilette noch eine eben nicht geschlechtergerechte, sondern die Geschlechter einebnende Sprache an der körperlichen und geistigen Beschaffenheit der Nichtmänner und Nichtfrauen, der nichtmannseinwollenden und nichtfrauseinwollenden Personen etwas ändert. So sehr sie auch versuchen, ihre Umgebung zu verändern und deren „Normalität“ zu neutralisieren, der als Belastung wahrgenommene Mangel bleibt selbst dann, wenn sich alle Mitmenschen exakt so empathisch und diskrimierungsfrei verhalten sollten, wie es gefordert wird. Wer meint, seinem Nachbarn das Milchtrinken als Diskriminierung auslegen zu müssen, nur weil er selbst seine Laktoseintoleranz pflegt, ist nun einmal selbst der Störenfried, auch wenn er zu dieser Erkenntnis nicht fähig sein sollte.

Die Konsequenzen

Was mit der Betonung jenes „Sammelbeckens der Andersartigkeiten“ mit der Bezeichnung „Divers“ wirklich ausgelöst wird, kann nicht im Sinne der Betroffenen sein. Denn was es bei der Mehrzahl der Nichtbetroffenen auslöst, wird eher eine Mischung aus voyeuristischer Neugier und instinktiver Ablehnung sein, gewürzt mit einer Prise Mitleid und dem dankbaren Stoßseufzer: Gut, dass ich normal bin.

Die Sehnsucht, gleich behandelt und trotz Anderssein von der Umwelt respektiert zu werden, wird sich ganz im Gegenteil umso leichter erfüllen,  je weniger die Unterschiede herausgestellt werden und wehleidig vermeintlich vorenthaltene Rechte eingefordert werden.

Das ist übrigens ganz grundsätzlich ein Aspekt des harmonischen Zusammenlebens in einer Gesellschaft, vollkommen unabhängig von der hier besprochenen Problematik.

Das Zauberwort dazu lautet „Anpassung“, heute oft auch als „Integration“ gefordert.

Wer das nicht zu leisten vermag, sondern die Anpassungsleistung von jenen 98,75 Prozent verlangt, die sich seit Generationen in einem ungeschriebenen Regelwerk des zwischenmenschlichen Verhaltens arrangiert haben, wird aller Wahrscheinlichkeit nach früher oder später als penetranter Querulant damit scheitern.