Der Mai ist gegangen.

Alles geht einmal zu Ende, auch der schönste Wonnemonat.

Auch bei mir steht das Ende einer Schaffensperiode bevor:

Der EWK-Verlag wird bis zum Ende dieses Jahres
den Geschäftsbetrieb einstellen.

Schon als ich 1965 eine Lehrstelle suchte, hatte ich ein Angebot von einem kleinen oberfränkischen Verlag, das ich gerne angenommen hätte. Doch dann kam auch die Zusage von SIEMENS, und die Ausbildung bei SIEMENS war damals halt so ziemlich das Beste, was man haben konnte – und zugleich die Chance auf einen guten Job nach der Lehrzeit – und so entschied ich mich gegen das Verlagsgeschäft.

In den ersten Gesprächen mit unserem Ausbildungsleiter erklärte ich, ich würde mich nach der Ausbildung für einen Arbeitsplatz in der Werbeabteilung interessieren, wolle  gerne  schöne Texte entwerfen, Technik verständlich und attraktiv verkaufen. Doch daraus ist nichts geworden. Erst als ich wenige Jahre nach Abschluss der Ausbildung selbst Leiter der kfm. Ausbildung im Werk wurde, entdeckte ich diese Aussage in meiner eigenen Akte wieder – mit etwas Wehmut.

Im Kollegenkreis haftete mir als überaus talentiertem Protokollführer der Spitzname „Schriebtäter“ an, doch  es dauerte noch sehr lange, bis ich endlich dazu kam, ein ganzes Buch zu Ende zu schreiben. Angefangene Manuskripte, mit zehn, zwanzig, auch mal fünfzig Seiten, hatte ich etliche in der Schublade.

„Wolf’s wahnwitzige Wirtschaftslehre“, wie sich später herausstellte, nur der erste von vier Bänden, ist allerdings erst nach meinem 50. Geburtstag geschrieben worden. Dass sich kein Verlag für diesen, meinen „großartigen“ Erstling interessierte und auch die kostspielige Einschaltung eines Literaturagenten daran nichts änderte, war frustrierend. Dennoch  bewarb ich das Manuskript emsig auf meiner allerersten Homepage und  war geradezu geschockt, als der erste Interessent mir mitteilte, er habe das Buch leider nirgends im Handel gefunden, ob er denn vielleicht ein Exemplar direkt vom Autor erhalten könne.

Ich beschloss, innerhalb von zwei Wochen zu lernen, mit vorhandenen Bordmitteln ein Taschenbuch zu produzieren, und schaffte es in dieser Zeit tatsächlich, etwas herzustellen, das aus größerer Entfernung einem Buch nicht unähnlich sah. So hat alles begonnen.

Nun, gut 100 im EWK-Verlag erschienene Titel später, geht es wieder zu Ende.

Es sind persönliche Gründe.

Ich werde im Herbst 70 Jahre alt und habe große Lust, die Kette die mich an den Schreibtisch fesselt, jetzt zu sprengen und das Rentnerdasein mit jenen Dingen zu füllen, die nach meinem Gefühl bisher zu kurz gekommen sind.

Natürlich werde ich nicht aufhören zu schreiben, hier, in meinem Blog ganz bestimmt – und vielleicht wird  es auch noch einmal ein Buch von mir geben, nur dass das dann eben nicht mehr  im eigenen Verlag erscheinen wird. Für die letzten Monate habe ich mir vorgenommen, das Lager weitgehend zu räumen, wobei Sie mir selbstverständlich helfen dürfen, und dann will ich auch noch einen letzten Sammelband „Paukenschläge 2015 bis 2019“ herauszubringen.

Von heute an werde ich jede Woche einen Autor oder eine Autorin und deren bei mir erschienene Titel vorstellen und für die Restbestände – soweit noch welche existieren – ein Schlussverkaufs-Angebot machen.

Heute beginne ich mit

David Dejori,
einem relativ jungen Südtiroler, der mir sehr früh in der Geschichte des EWK-Verlags sein erstes Manuskript angeboten hat.

2004 erschien von David Dejori „Hilfe, ich bin sozial!“, 2005 folgte der Titel „Dem Sozial-Sein auf der Spur“, beides recht spezifische Ratgeber für Menschen in sozialen Berufen, deren Probleme oft in Überlastung und der Schwierigkeit, professionelle Distanz zu wahren, bestehen. Dies hat er aufgegriffen und dazu mit wohltuend verständnisvollen, aber auch ebenso fundiert-ernsthaften Texten Rat und Hilfe angeboten. Besonders aufgefallen sind mir dabei seine eingestreuten kleinen Erlebnisberichte, die über die trockene Grundthematik dieser Bücher hinauswiesen und Hoffnung machten, er könne sich auch im Bereich der Belletristik noch hervortun.

Dejori hat auf diese Ermutigung hin dann schnell, viel zu schnell, seine nächsten Manuskripte geschrieben.

„Ich in ich, und ich bin Samuel“ ein Buch über eine Art Selbstfindung in der Einsiedelei einer aufgelassenen Berghütte, erschien als sein drittes Buch bei mir, dann folgte ein schrecklich düsteres Drama, „Die schwarze Angst“, und, quasi in Ergänzung dazu, wenn auch ohne inhaltliche Anknüpfung, ein Band mit dem Titel „Angst allein ist noch keine Liebe“.

Alle diese Titel sind längst vergriffen.

Danach hatte er sich freigeschrieben und legte in der Geschichte einer verpassten Liebe das fein gezeichnete Psychogramm eines unfertigen, unsicheren jungen Mannes vor, der als Zentralfigur im Bahnhof von Bari erlebt, wie sich es sich anfühlt, von Amors Pfeil getroffen zu werden. Unfähig, den richtigen Moment zu nutzen, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, bleibt er dort alleine – einer nie gekannten Einsamkeit ausgeliefert – zurück. Das hat mir vom Inhalt, von der Dramaturgie und der stilistischen Bewältigung her sehr gut gefallen.

„Bari – Gleis vier“ existiert bei mir noch in vier Exemplaren. Drei davon will ich noch verkaufen, und weil es nach meiner Einschätzung Dejoris bisher bestes Werk ist und durchaus Seltenheitswert besitzt, erachte ich den Angebotspreis von 25,00 Euro  heute für angemessen.

Hier können Sie zuschlagen.

 

Das letzte Buch Dejoris trägt wieder, wie schon sein „Samuel“ stark autobiografische Züge.

Hals über Kopf beschließt der Südtiroler Jungmann sein Dorf zu verlassen, sich in einen Flieger zu setzen und kreuz und quer durch die USA zu ziehen.

Eine lange Kette von Erlebnissen, zum Teil echten Abenteuern, füllt dieses Buch des Low-Budget-Reisenden von der ersten bis zur letzten Seite.

Es ist nicht ehrenrührig gemeint, wenn ich sage, das Kinderlied „Hänschen klein, ging allein, in die weite Welt hinein“, könnte bei diesem Roman Pate gestanden haben. Schließlich trifft auch bei dieser exaltierten Reiseschilderung am Ende zu: „Da besinnt, sich das Kind, eilt nach Haus geschwind.“

Der Titel „Mehr als Sonne, Strand und Zitronensorbet“ ist ebenfalls eine Rarität und steht bei mir noch mit fünf Exemplaren im Lager. Auch davon behalte ich eines für mich. Um die anderen vier darf gestritten werden.

Der gebundene Ladenpreis von 24,90 Euro ist für das umfangreiche Werk nach wie vor angemessen.

Hier können Sie zuschlagen.

 

Aus Gründen persönlicher Eitelkeit kann ich mir nicht verkneifen, auf die künstlerische Gestaltung der Buchcover hinzuweisen – die habe ich nämlich, wie bei den meisten Titeln aus dem EWK-Verlag, selbst geschaffen.