Das böse Messer

Im Bundesrat brüten die Bundesländer über einem Gesetzentwurf.

Weil weiterhin in hoher Zahl Messerangriffe verübt würden, was das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung beeinträchtigt, sollen nun auch Orte, an denen sich besonders viele Menschen aufhalten, zu Waffenverbotszonen erklärt werden.

Insbesondere sollen Messer mit feststehenden Klingen nur noch dann mitgeführt werden dürfen, wenn die Klinge nicht mehr als 6 Zentimeter lang ist.

Wenn das der Königswegs sein soll, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung wieder herzustellen, dann lach‘ ich mich krank.

Erstens handelt es sich nicht um ein Gefühl, sondern um die real und massiv gestiegene Gefahr, auf offener Straße angegriffen, verletzt oder gar getötet zu werden. 

Zweitens ist das Tatwerkzeug „Messer“ zwar ein relativ komfortables Instrument für den angestrebten Zweck, lässt sich aber mühelos durch andere Instrumente substituieren. Ein stabiler Schraubendreher oder eine abgebrochene Bierflasche, sind durchaus ebenfalls geeignet, gefährliche Stich- und Schnittwunden zu erzeugen.

Drittens ist dieses Verbot nicht vollständig kontrollierbar. Es sei denn, Orte, an denen sich besonders viele Menschen aufhalten, können nur noch über die an Flughäfen bereits üblichen Sicherheitskontrollen erreicht werden.

Viertens sind stichprobenweise Kontrollen ebenfalls nicht möglich, weil jeder Kontrollierte sofort nach dem Anwalt rufen wird, der Klage wegen Diskriminierung einreicht. Es sei denn, man kontrolliert stichprobenweise ausschließlich alte weiße Männer, die, weil sie angeblich noch nicht zu den Minderheiten gezählt werden können, auch durch nichts zu diskriminieren sind.

Fünftens: Es sind nicht die Messer, es sind die Stecher.

Wer die Messer wegsperrt, die Stecher aber, so sie denn ermittelt wurden, nach Feststellung der Personalien wieder auf freien Fuß setzt, hat meines Erachtens ein ähnlich tiefgreifendes Erkenntnisproblem, wie der Hund, der in den Stein beißt, der nach ihm geworfen wurde.

Vermutlich wurden bei  den meisten der nachstehend aufgeführten Messerstechereien die bösen Messer sichergestellt. Die Täter jedoch, sind weiter mitten unter uns.

Am 7. Mai in Moers:  Messerstecherei – Verächtiger wieder frei

Am 25. April in Duisburg: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

Am 25. April in Finsterwalde: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

Am 22. April in Stemwede: Messerstecherei – vier Verdächtige wieder frei

Am 31. März in Niederkassel: Messerstecherei – drei Festgenommene wieder frei

Am 30. März in Bad Kissingen: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

Am 3. März in Friedrichshafen: Messerstecherei – Verdächtiger hinter der Bezahlschranke versteckt

Am 23. Februar in Hannover: Messerstecherei – Täter unerkannt entkommen

Am 14. Februar in Berlin Neukölln: Messerstecherei – kein Verdächtiger

Am 10. Februar in Frankfurt/M.: Messerstecherei – Verdächtige wieder frei

Am 23. Januar in Kassel: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

Am 5. Januar in Harburg: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

Am 1. Januar in Witten: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

Am 10. Dezember in Kaltenkirchen: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

Am 22. November (2018) in Saarbrücken: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

Am 13. November (2018) in Stadthagen: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

Am 8. Oktober (2018) in Bielefeld: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

Am 20. September (2018) in Essen: Messerstecherei – Verdächtiger wieder frei

 

Vorsicht! Bitte glauben Sie nicht, diese Liste sei vollständig. Es war nur eine einzige Google-Suche mit dem Suchbegriff „Messerstecherei auf freien Fuß“ und ich habe nur die ersten 40 von insgesamt 11.000 Treffern beim Suchen in den „News“ berücksichtigt.