Brennende Öltanker am Golf von Oman

Was ist los in Fudschaira?

Ich gebe freiwilllig zu, dass ich auch erst einmal bei Google-Maps nachschauen musste, wo sich dieses Fudschaira überhaupt befindet, als ich die erste Information über „sonderbare Vorgänge“ im Hafen von Fudschaira erhielt.

Dort sollen gestern am frühen Morgen zwischen 4 und 7 Uhr Explosionen zu hören gewesen sein und mehrere (sieben bis zehn) Öltanker in hellen Flammen gestanden haben. Die Nachricht kam von Sputnik-News – und dort wiederum bezog man sich auf eine Meldung des libanesischen Fernsehsenders al-Mayadeen.

Dröselt man den Strang ein bisschen auf, dann findet man im Libanon starke Verbände der schiitischen Hisbollah, die mit dem Iran verbündet ist und über mehr als 100.000 Kurz- und Mittelstreckenraketen verfügen soll, die auf Israel gerichtet sind.

Wenn also ein Fernsehsender aus dem Libanon über eine Attacke auf einen Hafen in den Vereinigten Arabischen Emiraten berichtet – und Fudschaira gehört zu den VAE – dann kann davon ausgegangen werden, dass die Meldung ihren Ursprung im Iran hat. Dass sie dann über ein russisches Medium in ganz erheblichem Umfang verstärkt weiterverbreitet wurde, lässt ebenfalls den Schluss nahe, dass mit dieser Meldung ein bestimmter Zweck verfolgt wurde.

Noch interessanter dabei die „Randnotiz“: Zeugen sollen berichtet haben, dass zu der Zeit französiche und US-Kampfflugzeuge im Gebiet gesichtet worden seien, was jedoch nicht verifiziert werden konnte.

Erster Gedanke:

Der Versuch des Iran, den Vorfall so darzustellen, als hätten USA und Frankreich einen Angriff inszeniert, den sie daraufhin dem Iran in die Schuhe schieben wollten, um einen Kriegsgrund zu haben.

Das ist doppelt verfinkelt gedacht, wird aber durch das offizielle Dementi aus Fudschaira sozusagen in der Luft zerrissen. Es gäbe kein Problem im Hafen, der Betrieb laufe ganz normal, hieß es gleich darauf, was ebenfalls verwundert. Was kümmerts die Offiziellen in Fudschaira wohl, was ein libanesicher Sender an Blödsinn in die Welt setzt, zumal die Welt von al-Mayadeen ja durch die Reichweite des Senders ziemlich stark begrenzt ist.

Nun gut, wenige Stunden später kommt aus den Vereinigten Arabischen Emiraten die Nachricht, vier Handelschiffe seien außerhalb des Hohheitsgebietes Opfer von Sabotageangriffen und schwer beschädigt worden, Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Also exakt jenes Szenario, vor dem die USA „Segler“ warnten, sich aus der Gefahrenzone fern zu halten, weil dort Angriffe auf Handelsschiffe erwartet würden.

Von Elsendorf aus lässt sich das alles nicht überprüfen.

Es sieht jedoch so aus, als sei bei diesen beiden, nach meinem Erachten keineswegs als unabhängig voneinander zu betrachteten „Aktionen“ etwas total schief gelaufen, als sei ein Koordinationsproblem aufgetreten.

Wenn es darum geht, die Straße von Hormus zu sperren, was durchaus eine Option des Iran ist, den Handel mit Öl aus den Golfstaaten zu erschweren, dann macht ein Angriff auf den Hafen von Fudschaira keinen Sinn.  Weder wenn der Iran dahinterstecken sollte, noch wenn dem Iran eine solche Aktion untergeschoben werden sollte.

Da sollten sich die angegriffenen Schiffe, aus denen eine Barriere gebaut werden soll, schon da befinden, wo die die Routen der Tanker sich durch das Nadelöhr bewegen.

Nach dem bisherigen Nachrichtenstand lassen sich aber keine Schlüsse ziehen, die darauf hindeuten, dass der Schiffsverkehr in der Straße von Hormus tatsächlich beeinträchtigt ist.

Nimmt man an, dass es im Hafen von Fudschaira weder Explosionen, noch brennende Öltanker gegeben hat und dies auch von keiner beabsichtigt und in die Wege geleitet wurde, aber tatsächlich vier Schiffe auf hoher See angegriffen, aber nicht versenkt wurden, dann gibt es für die ursprüngliche, sowieso schon schwer einzuordnende Nachricht von al-Mayadeen überhaupt keine vernünftige Erklärung mehr.

Nur wenn auch auf die im Hafen befindlichen Schiffe ein Anschlag beabsichtigt war, aber aus irgendwelchen Gründen fehlgeschlagen ist, macht die frühe Nachricht aus dem Libanon einen Sinn, die dann „planmäßig zum vereinbarten Zeitpunkt“ gesendet wurde, ohne dass eine Überprüfung der Meldung stattgefunden hat.

Dies würde jedoch bedeuten, dass Fudschaira gewarnt wurde, dass ggfs. an den Schiffen von Kampfschwimmern angebracht Sprengladungen rechtzeitig entschärft werden konnten und dass jene vier Schiffe, die doch getroffen wurden, den Hafen schon verlassen hatten (falls sie denn da waren) bevor die Warnung eintraf.

Die angeblich gesichteten westlichen Kampfflugzeuge ließen sich dann leicht als Aufklärungsflugzeuge interpretieren, die vorsichtshalber die Lage aus der Luft erkunden sollten. Schließlich kann die Warnung vor Sabotage nur aus dem Westen (z.B. über die Saudis) gekommen sein. Der Iran hätte, wenn er die Sabotageakte inszeniert hätte, vermutlich nicht gewarnt, und von einer False-Flag-Aktion hätte er vermutlich keineswegs Kenntnis gehabt, und falls doch, hätte er seine Erkenntnisse wohl erst nach vollbrachter Tat öffentlich gemacht.

Aber warum hätte der Westen vor einer eigenen False-Flag-Aktion warnen sollen? Auch das erschließt sich nicht so ohne Weiteres.

Wir werden abwarten müssen, bis die Story präsentiert wird.

Die wird dann ungefähr so lauten:

Um vor dem Eintreffen des US-Flugzeugträgers im persischen Golf Fakten zu schaffen, versuchte der Iran die Straße von Hormus durch Schiffswracks unpassierbar zu machen. Iranische Spezialkommandos haben daher im leicht erreichbaren, weil nur 30 Seemeilen von der iranischen Küste entfernten Hafen Fudschaira eine große Zahl von Schiffen mit Sprengladungen präpariert, die auf hoher See gezündet werden sollten. Geheimdienstliche Erkenntnisse machten es jedoch möglich, die Sprengladungen an den meisten Schiffen zu entschärfen. Bei jenen vier Schiffen, die den Hafen vor Eingang der Warnung bereits verlassen hatten, ist dies leider nicht mehr gelungen.
Die erste Meldung von al-Mayadeen beruhte auf einem Missverständnis. Der Informant in Fudschaira teilte dem Sender mit „Die Schiffe sind im Hafen geblieben“ – daraus wurde dort der Schluss gezogen, sie seien, statt auf hoher See, bereits im Hafen von Fudschaira explodiert und es wurde eine entsprechende Nachricht formuliert, die auch die Unklarheit (sieben bis zehn Schiffe) erklärt.

Abgesehen davon, dass auch die iranische Führung weiß, dass sie einem Angriff der USA nicht standhalten kann, und daher keine Veranlassung sehen kann, sich selbst ins Unrecht zu setzen,

gibt die aktuelle Faktenlage nur Folgendes her:

  1. Der Schifffahrtsweg in den Persischen Golf ist frei, die Abraham Lincoln kann ungestört einfahren.
  2. Die Verluste an Handelsschiffen konnten klein gehalten werden, Menschen kamen nicht zu Schaden.
  3. Für einen Angriff auf den Iran ist eine erste, zur Not völlig ausreichende Rechtfertigung gefunden.