Bavaria One – auf zum Mond!

Als Bill Ramsey 1961 sang:

„Da sieht man Türken, Perser, Inder und Chinesen. Wer auf der Welt was auf sich hält ist da gewesen“,

meinte er nicht den Mond, da waren noch nicht einmal die Amerikaner gewesen, sondern das berühmte Pariser Nachtlokal Pigalle. Zu jung, um dieses Lied je gehört zu haben? Hier ist der Link.

Doch inzwischen gilt der Spruch fast auch schon für den Mond. Wer noch nicht gelandet ist, hat ihn zumindest schon mal umkreist, oder eine Bruchlandung hingelegt, wie gerade eben erst Israel.

Es ist in letzter Zeit häufiger die beiläufig vorgetragene Entschuldigung zu hören, die Chinesen verdankten ihren technologischen Fortschritt der schieren Masse der Menschen, unter denen sich selbstverständlich anteilsmäßig vielleicht sogar weniger kluge Köpfe befänden als hierzulande, die aber in der absoluten Zahl doch eine Übermacht darstellen, gegen die Deutschland alleine hilflos, und selbst die EU insgesamt nicht unbedingt als wettbewerbsfähig anzusehen sei.

Israel hat diese Mär nun widerlegt. 8,7 Millionen Menschen auf 22.000 Quadratkilometern Land  haben ein Objekt zum Mond befördert, das dort zwar beim ersten Versuch eines Landeanfluges außer Kontrolle geraten ist, doch wird es bis zum Gelingen dieses letzten Schrittes garantiert nicht mehr lange dauern.

Sicherlich: Israel hat natürlich davon profitiert, dass viele technische Verfahren und vor allem die Möglichkeiten computergestützter Berechnungen seit den ersten Mondumrundungen amerikanischer Sonden ausgereift und sehr viel leistungsfähiger geworden sind. Von daher ist es heute einfacher, eine Rakete auf eine weite Reise zu schicken – ein kostspieliges, langwieriges und riskantes Unterfangen ist es aber bis heute dennoch geblieben.

Doch warum soll Bayern nicht auch können, was Israel kann? Warum wird Söders weit weniger spektakuläres Ansinnen, Bayern zu einem Zentrum der europäischen Raumfahrt auszubauen, als so verrückt angesehen, dass sich ganz Restdeutschland darüber amüsiert auf die Schenkel klopft?

Bayern hat 13 Millionen Einwohner auf 70.000 Quadratkilometern. Ein doppelter Vorteil gegenüber Israel. Theoretisch müssten in Bayern, bei gleicher Intelligenzverteilung, 50% mehr kluge Köpfe anzutreffen sein als in Israel, und dazu theoretisch 50.000 Quadratkilometer mehr, auf denen die Infrastruktur für einen Raumbahnhof errichtet werden könnte.

Aber Bayern gehört nun einmal zu Deutschland, und in Deutschland kümmert man sich ja bereits intensiv um die Durchsetzung des Verbots des Silvesterfeuerwerks, wie soll man da Begeisterung für einen Raketenstart in der Größenordnung einer Saturn V aufbringen? Und Deutschland gehört zur EU! In der EU kümmert man sich doch ebenso akribisch um die Reduzierung alles dessen, was Spaß und Freude macht. Saugleistungsreduzierte Staubsauger, krümmungsreduzierte Gurken, zinsreduzierte Spareinlagen – und vor allem eine alleingangsreduzierte Politik der Nationalstaaten und der Regionen! Ja, gut, es gibt auch die ESA, die European Space Agency, die mit den Ariane-Raketen. Die ESA wird von einem Ministerrat mit Mitgliedern aus 24 Staaten gelenkt, die sich alle  2 Jahre zur Beschlussfassung treffen. Solange die Techniker sich durchsetzen und die Politiker nur das Geld besorgen müssen, kann das funktionieren. Doch mit der zunehmend kritischer werdenden Lage der EU wird sich auch hier die Kakophonie verletzter nationaler Eitelkeiten als eine Art Feststellbremse für weitere Fortschritte erweisen.

Wir Bayern wären in der Lage, einen Bayern zum Mond und wieder zurück zu bringen. Ganz alleine, ohne Berlin, ohne Brüssel. Wir haben das Wissen, wir haben die Fähigkeiten, wir haben sogar das Geld dafür – leider dürfen wir nicht. Leider sind wir von Ignoranten und Kleingeistern umgeben, die so etwas für Größenwahn halten, weil sie selbst an einem popeligen Flughafen grandios scheitern.  Gegenüber Israel ist von Größenwahn nicht die Rede. Die Israelis die können und die dürfen das und die werden dafür bewundert. Ganz zu Recht, übrigens.

Nehmen Sie diese kurzen Zeilen als Nachtrag oder Fortsetzung zu meinen beiden letzten Artikeln „Kurs auf die Wirtschaftskrise“ und „Diagnose: Chronisch obstruktiver Mehrheitenzerfall„.

Es ist der Unterschied zwischen „Wollen“ und „Möchten“, der Unterschied zwischen Führungskraft und Zauderhaftigkeit, der Unterschied zwischen Dekadenz und Tugend, der  Unterschied zwischen Einigkeit und Zerstrittenheit, der Unterschied zwischen dem neuen türkischen Großflughafen und dem BER, zwischen G5-Anbietern und verunsicherten G5-Käufern, zwischen Israels Mondprogramm und Söders Bavaria One, zwischen russischen Hyperschallwaffen und der Gorch Fock, der Unterschied zwischen Trump, Putin, Xi, Erdogan, Netanjahu einerseits und Juncker, Merkel, Altmeier, Nahles, Göring Eckardt und Kipping – es ist dieser Unterschied, der im Lackmustest anzeigt, ob Aufstieg oder Niedergang bevorstehen.

Lasst euch nicht länger einlullen!